Lieferdienst:Deliveroo zieht sich aus Deutschland zurück

Essenszusteller Deliveroo stellt Deutschland-Geschäft ein

Der Essenszusteller stand immer wieder in der Kritik wegend er Arbeitsbedingungen seiner Lieferanten.

(Foto: Jörg Carstensen/dpa)
  • Der Essenslieferdienst Deliveroo stellt sein Deutschlandgeschäft zum 16. August ein.
  • Man wolle sich auf andere Länder konzentrieren, teilte das Unternehmen mit.
  • Jetzt kontrolliert der Konkurrent Takeaway fast alle bekannten Lieferdienste in Deutschland.

Von Veronika Wulf

Schon bald wird man hierzulande keine Pizzen, Salate und sonstigen Gerichte mehr bei Deliveroo bestellen können, denn der britische Essenslieferdienst zieht sich aus Deutschland zurück. Das hat das Unternehmen am Montag mitgeteilt. "Grund dafür ist die Verdopplung des Umsatzes in anderen Märkten weltweit, die Deliveroo nun verstärkt in den Fokus nehmen will", heißt es in einer Mitteilung. Dabei gehe es um andere europäische Länder sowie die Asien-Pazifik-Region.

Bereits zum 16. August ist Schluss mit Deliveroo in Deutschland. Das 2013 in London gegründete Unternehmen verspricht, dass Fahrern, Restaurants und Mitarbeitern "angemessene Vergütungs- und Kulanzpakete zukommen." Wie diese genau aussehen, ließ Deliveroo aber offen. In der Vergangenheit stand der Lieferdienst immer wieder wegen der Arbeitsbedingungen der Fahrradkuriere in der Kritik. Viele Fahrer hätten ohne festen Vertrag gearbeitet und ihr eigenes Fahrrad stellen müssen, so die Vorwürfe. Zudem habe Deliveroo die Anzahl der Angestellten verringert, um so die Bildung eines Betriebsrats zu verhindern. Nach eigenen Angaben beschäftigt Deliveroo weltweit rund 2500 feste Mitarbeiter und arbeitet mit mehr als 60 000 Fahrern zusammen.

Vor einem Jahr hatte sich Deliveroo bereits aus zehn deutschen Städten zurückgezogen, um sich auf die Metropolen zu konzentrieren. Nach dem Aus in ganz Deutschland ist das Unternehmen nun noch in 13 Ländern aktiv. Im Mai war Amazon bei dem britischen Unternehmen eingestiegen und führte eine 575 Millionen Dollar schwere Finanzierungsrunde an. Insgesamt sammelte Deliveroo 1,5 Milliarden Dollar von Investoren ein, um weiter zu wachsen.

Es gibt immer weniger Anbieter auf dem Markt

Der Markt der Lieferdienste ist umkämpft. Deliveroos Rückzug aus Deutschland kommt nur wenige Monate nach einem großen Deal der Konkurrenz: Der Rivale Takeaway aus den Niederlanden, der im deutschen Markt zuletzt stark gewachsen ist, verleibte seiner Marke Lieferando das Deutschland-Geschäft von Delivery Hero ein. Damit gehören zu dem Konglomerat auch Lieferheld, Pizza.de und Foodora.

Der Konkurrenzdruck in digitalen Geschäften ist oft sehr hoch, der Wettbewerb häufig ruinös. Denn im Internet zählt vor allem Masse. Wer mit seiner Software Dutzende Millionen Menschen erreicht, ist in der Regel profitabler als eine Firma mit ein paar Tausend Nutzern. Das führt dazu, dass viele Dienste kostenlos oder zu sehr geringen Preisen angeboten werden. Die Anbieter sind oft bereit, jahrelang Verluste hinzunehmen - nur das Wachstum zählt. Der Masseneffekt ist am größten, wenn es quasi nur einen Anbieter gibt, daher wird der von vielen Firmen angestrebt. Ihr Marktanteil liegt nicht bei 100 Prozent, weil jede neue App ihnen ein paar Kunden abjagen kann, aber oft ist ihre Reichweite dominierend. Es gibt nicht fünf soziale Netzwerke, es gibt Facebook und Instagram. Es gibt nicht vier Online-Plattformen für Fernbusse, sondern es gibt Flixbus. Und nun gibt es in Deutschland Deliveroo nicht mehr - es gibt Lieferando.

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