Süddeutsche Zeitung

Deflation:Japanische Notenbank führt Negativzins ein

  • Japanische Banken müssen künftig Strafzinsen auf Teile ihres Guthabens bei der Notenbank zahlen.
  • Der negative Zinssatz soll die Geldhäuser dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben und dadurch die Wirtschaft anzukurbeln.

Die japanische Notenbank führt negative Zinsen ein. Sie sollen dabei helfen, die anhaltende Deflation in dem Land zu stoppen. Banken müssen zukünftig einen Zins von 0,1 Prozent auf einen Teil ihrer Guthaben bei der Bank of Japan (BOJ) zahlen. "Die BOJ wird die Zinssätze im negativen Bereich weiter senken, wenn sich dies als notwendig herausstellen sollte", hieß es in einer Mitteilung der Notenbank (PDF).

Banken überweisen all das Geld, das sie nicht verliehen oder investiert haben, auf ein Konto bei der Notenbank. Auf einen Teil dieser Einlagen müssen die japanischen Banken nun einen Strafzins von 0,1 Prozent bezahlen. Der negative Zinssatz soll die Geldhäuser dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Weil sie zukünftig Zinsen auf ihr deponiertes Geld bei der Notenbank zahlen müssen, haben sie einen stärkeren Anreiz, Kredite zu vergeben, erhoffen sich die Zentralbanker.

In der Euro-Zone gibt es schon Negativzinsen

Die Entscheidung der Zentralbank kommt überraschend. Noch vor acht Tagen hatte der japanische Notenbankchef Haruhiko Kuroda auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gesagt, dass es aktuell keine Pläne zur Einführung negativer Zinsen gebe.

Um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen, hat bereits eine Reihe von Zentralbanken Strafzinsen eingeführt, darunter auch die Europäische Zentralbank (EZB). Er liegt bei minus 0,3 Prozent. Der Negativzins der Schweizer Nationalbank beträgt 0,75 Prozent.

Japan kämpft schon seit vielen Jahren immer wieder gegen Deflation, also dauerhaft sinkende Preise. Sie sind aus ökonomischer Sicht schädlich, denn sie können dazu führen, dass Verbraucher ihre Einkäufe aufschieben, weil sie hoffen, das Produkt später noch günstiger zu ergattern. Gleichzeitig fallen die Gewinne der Unternehmen: Weil die Löhne unverändert bleiben, sinken bei niedrigeren Verkaufspreisen die Profitmargen.

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