Debatte über Gehälter:DGB-Chef Sommer fordert Manager-Steuer

Kurz vor dem Tag der Arbeit hat der DGB-Vorsitzende Michael Sommer die politischen Konzepte für mehr Mitarbeiterbeteiligung kritisiert - und eine Steuer für Manager gefordert, die noch höher sein soll als der Spitzensteuersatz.

M. Ahlemeier, N. Bovensiepen und T. Denkler

Kurz vor dem Tag der Arbeit hat der DGB-Vorsitzende Michael Sommer die politischen Konzepte für mehr Mitarbeiterbeteiligung sowie zur Begrenzung von Managergehältern als unzureichend kritisiert und mehr Teilhabe der Arbeitnehmer gefordert.

Debatte über Gehälter: Michael Sommer über die Debatte über Managerbezüge: "Alles, was ich aus den Volksparteien dazu höre, mutet an wie unfreiwillige Komik."

Michael Sommer über die Debatte über Managerbezüge: "Alles, was ich aus den Volksparteien dazu höre, mutet an wie unfreiwillige Komik."

(Foto: Foto: dpa)

Die Beschlüsse der Großen Koalition für eine stärkere Beteiligung der Beschäftigten gingen zwar in die richtige Richtung. Aber die Hoffnung, damit Nennenswertes an der ungleichen Vermögensbeteiligung ändern zu können, sei ein "Witz", sagte der DGB-Chef in einem Interview mit sueddeutsche.de.

Unfreiwillige Komik

Zu der Debatte über die Managerbezüge erklärte er: "Alles, was ich aus den Volksparteien dazu höre, mutet an wie unfreiwillige Komik."

In der Diskussion über die Gehälter der Topverdiener kommt nach Ansicht von Sommer das Gefühl vieler Menschen zum Ausdruck, ungerecht behandelt zu werden.

"Die Menschen regen sich auch deshalb über Managergehälter auf, weil sie unzufrieden damit sind, dass Ludwig Erhards Verheißung vom Wohlstand für alle nicht mehr die Verheißung der Bundesrepublik im Jahr 2008 ist", sagte der Gewerkschafter.

Höher als der Spitzensteuersatz

"Wir haben Armut für immer mehr Menschen, Reichtum für immer mehr Menschen und Wohlstand für immer weniger Menschen." Selbst der Mittelstand habe berechtigte Angst vor dem Abstieg. In der politischen Debatte komme dies zu kurz.

So habe Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch vor vier Monaten zu hohe Managerbezüge und Abfindungen gegeißelt. Nun sperre die CDU sich aber gegen politische Konsequenzen - auch gegen die Vorschläge der SPD, die nach DGB-Ansicht ohnehin nicht weit genug gehen.

Sommer sprach sich für eine "Manager-Steuer" aus, um Auswüchse in den Führungsetagen einzudämmen. Diese Steuer müsse noch höher sein als der aktuelle Spitzensteuersatz plus Reichensteuer. "Menschen, die mehr verdienen, können auch mehr zum Gemeinwesen beitragen", sagte Sommer.

Zu den Plänen der Koalition für eine stärkere Mitarbeiterbeteiligung sagte Sommer, das Vorhaben sei grundsätzlich zu begrüßen. An der Vermögensverteilung ändere sich damit aber nichts: "In Deutschland besitzen zwei Prozent der Bevölkerung 70 Prozent des Produktivvermögens. Das ändere ich nicht mit etwas mehr Mitarbeiter-Beteiligung."

Angesichts der von Lohnzurückhaltung geprägten vergangenen Jahre verteidigte der DGB-Vorsitzende die teilweise üppigen Lohnforderungen der Einzelgewerkschaften in der diesjährigen Tarifrunde. Eine starke Volkswirtschaft sei ohne eine starke Binnennachfrage nicht vorstellbar.

"Herr Trichet hat uns nichts zu sagen"

Kritik übte Sommer am Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, der kürzlich gewarnt hatte, die hohen deutschen Tarifabschlüsse dürften kein Vorbild für andere europäische Staaten sein. "Herr Trichet hat uns nichts zu sagen. Er soll sich aus der Lohnfindung raushalten, wir mischen uns auch nicht in die Zinspolitik ein", kritisierte der DGB-Chef.

Laut Sommer holen die Gewerkschaften in den diesjährigen Tarifrunden teilweise die verdienten Zuwächse für die Beschäftigten heraus, die eigentlich schon in den zwei Aufschwungjahren zuvor fällig gewesen seien. Daran wolle man auch am 1.Mai erinnern. Dieser Tag sei für die Gewerkschaften und ihre Mitglieder "wie Weihnachten und Ostern für die Christen", sagte Sommer.

Armut wird ein Massenphänomen werden

Sommer kündigte an, dass der Kampf um Mindestlöhne für die Gewerkschaften ein zentrales Thema bleibe. In der Diskussion über Rente und Altersarmut begrüßte Sommer die vom nordrhein-westfälischen CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers angestoßene Debatte über eine Mindestrente.

Altersarmut sei heute zwar noch kein Massenphänomen; das werde sie aber in Zukunft sein. Deshalb sei es sträflich, sich damit noch nicht zu befassen. Der DGB werde bald ein eigenes Konzept für den Umbau des Systems der Alterssicherung präsentieren.

Das komplette Interview mit Michael Sommer lesen Sie an diesem Mittwoch auf sueddeutsche.de.

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