DB Energie AG:Korruptionsvorwürfe bei der Deutschen Bahn

Staatsanwälte ermitteln gegen Beschäftigte der Deutschen Bahn und eines ostdeutschen Energielieferanten. Es besteht der Verdacht, dass neben Strom auch Kapital geflossen ist. Das Korruptionsdelikt ist nicht das einzige, mit dem das Unternehmen zu kämpfen hat.

Kristina Läsker und Klaus Ott

Es ist eine Firma aus Ostdeutschland, die dafür sorgt, das auf den Bahnhöfen in Berlin und Frankfurt nie das Licht ausgeht. Ein Energie-Dienstleister, der zu den Marktführern in seiner Branche zählt. Die Gesellschaft liefert zuverlässig all den Strom, der notwendig ist, damit große Knotenpunkte der Republik nicht stillstehen. Auftraggeber ist unter anderem eine Tochterfirma der Deutschen Bahn, die DB Energie AG.

Deutsche Bahn; DB-Logo

Korruptionsverdacht bei der Deutschen Bahn: Das Unternehmen schult seine Mitarbeiter, um jeglichen Delikten vorzubeugen - das funktioniert nicht immer.

(Foto: dpa)

Zwischen der Bahn als Abnehmer und der ostdeutschen Firma hat bislang alles seine Ordnung gehabt. Doch nun gibt es den Verdacht, dass aus dem Osten nicht nur Strom geflossen sein könnte. Sondern auch Schmiergeld, um den Auftrag für die Bahnhöfe in Berlin und Frankfurt zu bekommen, wie der Radiosender NDR Info berichtet. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main hat bereits im Spätsommer 2011 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, das sich gegen jeweils drei Beschäftigte des Strom-Lieferanten und der DB Energie AG richtet.

Die Ermittler gehen Hinweisen nach, dass Mitarbeiter der Bahn mit Geld und mit Sachleistungen dazu bewogen worden sein sollen, die Firma aus dem Osten als Lieferant zu bevorzugen. Vor zwei Wochen durchsuchten Staatsanwälte und Kriminalbeamte Büros dieser Firma und der Bahntochter DB Energie AG sowie Privatwohnungen. 120 Beamte waren bundesweit im Einsatz und stellten jede Menge Dateien und Papiere sicher, die nun akribisch ausgewertet werden.

Ist alles bloß Rache?

Ob an den Vorwürfen etwas dran sein könnte, lässt sich derzeit nicht absehen. Bei den Informanten soll es sich Insidern zufolge auch frühere Mitarbeiter der Bahn handeln, die mit ihrem Ex-Arbeitgeber beziehungsweise dem Strom-Lieferanten noch einige Rechnungen offen hätten, aus welchen Gründen auch immer. Also alles nur Verleumdung? Oder Hinweise, die in die richtige Richtung zielen?

Die Stromfirma weist alle Anschuldigungen zurück. Man habe inzwischen alle Projekte und alle Zahlungen geprüft, die mit der Bahn in Zusammenhang stünden, und dabei "keine Unregelmäßigkeiten feststellen können". Es habe keinerlei Zuwendungen an Mitarbeiter der Bahn, deren Energietochter oder an Dritte gegeben, die auch nur den "Anschein der Korruption" erwecken könnten.

Hohes Auftragsvolumen birgt Korruptionsgefahr

Die Deutsche Bahn wiederum sagt, was sie in solchen Fällen immer sagt und macht: Man kooperiere mit den Ermittlungsbehörden und sei "in höchstem Maße" an der Aufklärung der Vorwürfe interessiert. Für die Bahn sind solche Verdachtsfälle nichts Neues. Das Staatsunternehmen kauft Jahr für Jahr für rund 20 Milliarden Euro Waren und Dienstleistungen ein, im In- und Ausland. Das reicht vom Toilettenpapier über Gleise und Schotter, bis hin zu Loks und Zügen. Und natürlich die viele Energie, die für den Betrieb notwendig ist.

Allein die Baumaßnahmen summieren sich jährlich auf fünf bis sechs Milliarden Euro. Unternehmen mit einem solch hohen Auftragsvolumen sind besonders anfällig für Korruption. Deshalb hat die Bahn bereits vor einem Jahrzehnt unter dem damaligen Vorstandschef Hartmut Mehdorn dieser Art von Wirtschaftskriminalität den Kampf angesagt und seitdem einige Erfolge erzielt. Das Unternehmen ging Hunderten Hinweisen über Unregelmäßigkeiten nach und schaltete in vielen Fällen die örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften ein. Diverse Verfahren endeten mit teils harten Urteilen. Solche Delikte werden mit Geld- oder gar Freiheitsstrafen geahndet.

Darüber hinaus versucht das Staatsunternehmen, der Korruption vorzubeugen. Mit strengen Kontrollen. Und mit Schulungen, in denen beispielsweise erzählt wird, wie das sogenannte "Anfüttern" läuft. Auf diese Weise wird versucht, Beschäftigte, die über die Vergabe von Aufträgen entscheiden, nach und nach zu ködern. Erst mit kleinen und dann mit großen Geschenken. Solche Kontrollen und Schulungen sind mittlerweile in vielen Unternehmen üblich.

Täter in den eigenen Reihen

Die Bahn ist meist Opfer von Korruptionsdelikten. In einem Fall allerdings könnten Schmiergeldgeber auch in den eigenen Reihen sitzen. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt seit langem wegen des Verdachts, die Bahntochter DB International habe in Europa, Afrika und Asien diverse Geschäftspartner geschmiert, um dort Eisenbahnprojekte betreuen zu können.

Mehr als 40 Beschuldigte sind in den Untersuchungsakten inzwischen notiert, eine Ende des Verfahrens ist offenbar noch nicht absehbar. Es geht beispielsweise um Beratungsdienste der DB International bei Hochgeschwindigkeitsstrecken in China. Die Bahn hat längst reagiert und viel Personal bei DB International ausgetauscht.

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