Unternehmen:Weniger Mitbestimmung im Dax

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Zalando-Zentrale in Berlin: Der Online-Händler ist demnächst Mitglied im Dax-40, im Aufsichtsrat sitzen nur drei Arbeitnehmervertreter. (Foto: Emmanuele Contini/imago)

Nach der Aufstockung des Dax auf 40 Unternehmen nimmt der Einfluss der Arbeitnehmer ab: Künftig sitzen in immer weniger Aufsichtsräten Vertreter der Mitarbeiter.

Von Caspar Busse, München

Mitbestimmung in Unternehmen ist eine deutsche Erfindung: In großen Konzernen sitzen Vertreter der Beschäftigten im Aufsichtsrat und sind in die großen unternehmenspolitischen Entscheidungen eingebunden - was oft gut fürs Klima ist und manchmal auch die Akzeptanz für harte unternehmenspolitische Entscheidungen erhöht. So waren und sind bis heute die Aufsichtsräte großer Traditionsunternehmen in der Regel paritätisch besetzt, das heißt: Vertreter der Anteilseigner und der Mitarbeiter entsenden jeweils die gleiche Anzahl von Mitgliedern, bei einem Patt im Aufsichtsrat entscheidet die Stimme des oder der Vorsitzenden des Gremiums.

Doch dieses Modell der Mitbestimmung ist auf dem Rückzug. Vom 20. September an werden 40 statt bisher 30 Unternehmen im deutschen Leitindex Dax vertreten sein. In 30 Prozent der neuen Dax-Unternehmen wird es dann keine paritätisch besetzten Aufsichtsräte mehr geben. Das geht aus einer Analyse der Dax-Aufsichtsräte und -Vorstände durch die Personalberatung Russell Reynolds hervor. Die Zahl der Unternehmen ohne paritätische Mitbestimmung verdreifacht sich von vier im bisherigen Dax-30 auf zwölf im neuen Dax-40. 2015 waren noch alle Dax-Unternehmen mitbestimmt.

Der Frauenanteil in den Dax-Vorständen sinkt jetzt wieder

Es gibt mehrere Gründe, warum Aufsichtsräte nicht paritätisch besetzt sind. Unternehmen mit Sitz im Ausland unterliegen nicht der deutschen Mitbestimmung, das war bislang im Dax Linde, künftig gilt das auch für Airbus und Qiagen. Unternehmen, die als europäische Aktiengesellschaft SE firmieren und bei ihrer Gründung nicht mitbestimmungspflichtig waren, können das bei späteren Veränderungen, etwa der Unternehmensgröße, fortschreiben. Das trifft auf Vonovia, Deutsche Wohnen, Brenntag und Hellofresh zu.

Dax-Unternehmen, die Teilkonzerne mitbestimmter Konzernmütter sind, unterliegen auch nicht der paritätischen Mitbestimmung, das gilt für Fresenius Medical Care und Siemens Healthineers. Für Finanzholdings wie die Porsche SE gibt es Ausnahmen, Zalando ist nur zur Drittelmitbestimmung verpflichtet, bei dem Onlinehändler sind von neun Aufsichtsräten lediglich drei von der Arbeitnehmerseite.

Im neuen Dax-40 sinkt zudem der Frauenanteil in Führungspositionen: Der durchschnittliche Frauenanteil in den Vorständen reduziert sich von 19 Prozent auf jetzt 17,6 Prozent, die Hälfte der neu aufgenommen Unternehmen hat laut Russell Reynolds keine Frau im Vorstand. Auch in den Aufsichtsräten geht die Frauenquote erstmals seit mehr als zehn Jahren zurück. Das Durchschnittsalter im neuen Dax-40 liegt bei den Vorständen bei durchschnittlich 53,3 Jahre, die Aufsichtsräte sind im Durchschnitt sieben Jahre älter.

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