Es ist die Topliga der deutschen Unternehmen: Die 40 Mitglieder im Deutschen Akteinindex (Dax) sind die wertvollsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Sie erzielen Milliardengewinne und machen hohe Umsätze. Doch wem gehören diese Dax-Konzerne eigentlich – von Adidas bis Zalando? Eine aktuelle Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hat sich dieser Frage gewidmet. Basierend auf Geschäftsberichten, Auskünften der Unternehmen und Daten der Deutschen Börse wurde der Aktienbesitz der 40 Konzerne analysiert.
Das Ergebnis über alle Unternehmen hinweg: Nur etwa ein Drittel der Aktien sind in der Hand deutscher Investoren. Besonders auffällig ist das zunehmende Interesse nordamerikanischer Anleger an deutschen Spitzenunternehmen, während europäische Investoren zurückhaltender agieren. Seit 2010 ist der Anteil der amerikanischen Investoren von 17,4 auf 23,5 Prozent gestiegen, während der Anteil europäischer Investoren im gleichen Zeitraum um 3,1 Punkte auf 22,6 Prozent sank.
Im vergangenen Jahr befanden sich die Mehrheitsanteile bei 21 der 40 Dax-Unternehmen in der Hand ausländischer Investoren – gut die Hälfte. Im Jahr 2022 waren es noch 24 Unternehmen. Gleichzeitig ist der Anteil der deutschen Aktionäre leicht gestiegen.
Das alles hat Folgen. Die hohe internationale Beteiligung an den Dax-Unternehmen wirke sich nämlich auch auf die Unternehmensentscheidungen aus, sagt Henrik Ahlers, Deutschland-Chef von EY. Einerseits seien die Investitionen ein Beleg für das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft, andererseits liege die Entscheidungsmacht über viele deutsche Schlüsselindustrien größtenteils bei ausländischen Investoren. „Die Interessen eines US-amerikanischen Investors können durchaus von denen eines deutschen Anlegers abweichen“, sagt Ahlers.
Rekord-Dividenden fließen ins Ausland
Die Verteilung ist bei den einzelnen 40 Dax-Unternehmen sehr unterschiedlich: Besonders hoch ist der Anteil ausländischer Aktionäre beim Luftfahrtzulieferer MTU, dem Chemiekonzern Brenntag und Vonovia, das Bochumer Unternehmen besitzt vor allem deutsche Immobilien. Bei allen drei Unternehmen halten ausländische Investoren mehr als 80 Prozent der Anteile. Doch es gibt auch Dax-Firmen, die nicht mehrheitlich in ausländischer Hand sind, etwa der Logistikkonzern DHL und das Chemieunternehmen BASF (beide um die 40 Prozent ausländische Aktionäre), die aber beide große Teile ihres Umsatzes weltweit machen. Bei deutschen Familienunternehmen wie Porsche, Beiersdorf und BMW liegt der deutsche Anteil bei 88, 68 und 50 Prozent.
Große Vermögensverwalter wie Blackrock und Vanguard zählen laut dem Marktforschungsunternehmen S&P Global Market Intelligence und dem Deutschen Investor Relations Verband (Dirk) zu den Top-Investoren im Dax, auch wenn der Anteil institutioneller Investoren – also Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften – im Jahr 2023 um 1,4 Prozentpunkte auf 56,8 Prozent gesunken ist. Gleichzeitig haben staatliche Beteiligungen sowie Familien und Stiftungen ihre Investitionen um 1,6 und 1,5 Prozentpunkte erhöht.
Eine Folge der Dominanz ausländischer Aktionäre: Auch die Dividenden fließen in erheblichem Umfang ins Ausland ab. Im vergangenen Geschäftsjahr haben die Dax-Konzerne insgesamt 53,8 Milliarden Euro an ihre Aktionäre ausgeschüttet – so viel wie nie zuvor. Mercedes-Benz zum Beispiel zahlte am meisten an ausländischen Anleger: 3,4 Milliarden Euro. Deutsche Investoren erhielten 2,1 Milliarden Euro.