Süddeutsche Zeitung

Davos:Dinner mit Trump

15 europäische Konzernchefs, darunter etliche aus Deutschland, trafen sich beim Weltwirtschaftsforum mit dem US-Präsidenten.

Von Thomas Fromm, Ulrich Schäfer, Davos/München

Die Menschen, die in diesen Tagen durch den hohen Schnee des Schweizer Ski-Ortes Davos stapfen und von einem Meeting zum nächsten laufen, haben einen Begriff für das, was sie hier tun: Speed-Dating. Meistens erfährt man nicht, wer hier wen datet. Erfährt man es doch, dann kann die Konstellation des Treffens sehr aussagekräftig sein. Am Donnerstagabend bat US-Präsident Donald Trump zum Abendessen, und es kamen die Vorstandsvorsitzenden von 15 europäischen Unternehmen, um dem Präsidenten zu berichten, wie viel Geld sie denn in den USA zu investieren gedenken.

Mit dabei waren auch die Bosse von fünf deutschen Unternehmen: Kasper Rorsted von Adidas, Joe Kaeser von Siemens, Heinrich Hiesinger von Thyssenkrupp, Werner Baumann von Bayer und Bill McDermott von SAP. Dazu ein weiterer Deutscher: Ulrich Spiesshofer, Chef des Maschinen- und Roboterherstellers ABB. Außerdem mit am Tisch: die Chefs von Statoil, Nestle, Novartis, HSBC, Total, Anheuser-Busch, Nokia, Deloitte und Volvo und ABB.

"Make America great again": Das ist Trumps Losung, seit er Präsident geworden ist. Und das war auch die Fragestellung beim Dinner mit den europäischen Wirtschaftslenkern. Was sie denn nun, da die große Steuerreform verabschiedet sei, in den USA an Jobs schaffen würden, wollte Trump von ihnen wissen. Offenkundig waren ihm dabei die deutschen Bosse besonders wichtig: Siemens-Vorstandschef Kaeser saß zur Linken des Präsidenten, SAP-Vorstandschef McDermott zur Rechten, Bayer-Boss Baumann, der sich gerade um den Kauf des amerikanischen Saatguthersteller Monsanto bemüht, saß Trump gegenüber.

Kaeser und Trump kannten sich bereits, der Siemens-Mann war bereits im Frühjahr vorigen Jahres mit dabei, als Kanzlerin Angela Merkel zum Besuch im Weißen Haus weilte, mit einer Wirtschaftsdelegation im Schlepptau, die Trump die Vorzüge des deutschen Ausbildungswesens erklären sollte.

Trump, der das Spiel mit den Medien liebt, nutzte auch das Treffen mit den europäischen Unternehmensführern für den großen Auftritt. Das Fernsehen durfte filmen, auch Fotografen waren zugelassen - ganz anders, als das bei den sonst eher informellen Runden in Davos sonst üblich ist. Sohn Donald Jr. kommentierte die entsprechenden Bilder von Trumps liebstem TV-Sender Fox News auf Twitter kurz und knapp mit "awesome", auf deutsch: fantastisch.

Trump war am Mittag in Davos angekommen, mit dem Helikopter war er dort gelandet und hatte sich anschließend mit der britischen Premierministerin Theresa May und Israels Präsidenten Benjamin Netanjahu getroffen. An diesem Freitag um 14 Uhr wird er zum Abschluss des Weltwirtschaftsforums eine Rede halten.

Während Trump in Davos mit Kaeser und Co. zu Abend aß, bat auch George Soros, der legendäre Investor, zum Dinner ins Hotel Seehof. Und lieferte das Gegenprogramm zum Auftritt des Präsidenten: Soros warf Trump vor, er wolle, ähnlich wie Wladimir Putin in Russland, einen "Mafia-Staat" schaffen - doch zum Glück stehe dem die amerikanische Verfassung im Wege. Trump und seine Regierung seien "eine Gefahr für die Welt". Aber Soros meint auch: "Ich sehe das als ein vorübergehendes Phänomen an, das im Jahr 2020, oder vielleicht sogar früher, wieder verschwinden wird."

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SZ vom 26.01.2018
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