Datenschutz:Mach's kurz

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Kurze Hosen, aber lange Datenschutzerklärungen: Mit letzteren soll beim Modehändler Zalando und anderen Websites bald Schluss sein. (Foto: N/A)

Einseiter statt ellenlanger Texte zum Datenschutz. Eine Initiative aus Regierung und der Industrie will Datenschutzerklärungen im Internet vereinfachen.

Von Christian Endt, München

Viele Menschen interessieren sich für Datenschutz - in der Theorie. Ganz besonders in Deutschland. In einer Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitcom sagten 2015 zwei Drittel der Befragten, sie hätten Angst "die Kontrolle über den Schutz meiner Privatsphäre zu verlieren". In der Praxis setzen Menschen jedoch meist schnell einen Haken bei "Ich stimme den Datenschutzbedingungen zu". Und klicken weiter. Nur 14 Prozent gaben in derselben Umfrage an, sie läsen die Erklärungen bis zum Ende durch. Der Online-Modehändler Zalando und das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz wollen die Lektüre erleichtern. Sie haben ein Werkzeug entwickelt, mit dem Betreiber von Webseiten kurze, verständliche Zusammenfassungen der komplizierten Texte erstellen können. Am Mittwoch stellen sie das Programm auf dem IT-Gipfel in Saarbrücken vor. Die aktuellen Datenschutzbestimmungen von Amazon.de etwa sind sieben Seiten lang, die der Partnervermittlung Parship acht Seiten, bei Facebook Deutschland sind es zehn Seiten. Wer hat Zeit und Lust, sich das durchzulesen? Und wer wäre nach seitenlangem Juristendeutsch wirklich klüger?

Eine Plattform hilft Betreibern von Webseiten, eine verständliche Übersicht zu erstellen

Schon vor einem Jahr startete das Justizministerium daher eine Initiative, zusammen mit Verbraucherschützern und IT-Unternehmen. Künftig sollen Webseiten ihren Nutzern die Regeln zum Datenschutz auf einer einzigen Seite verständlich zusammenfassen. Dieser sogenannte One-Pager ist zwar nicht rechtlich bindend, so dass irgendwo weiterhin auf den langen Text verlinkt sein müsste, den kaum jemand liest. Aber zumindest hätten die Nutzer einen Überblick, worauf sie sich mit einer Registrierung auf einem bestimmten Portal einlassen. Auf der Website des Justizministeriums gibt es eine Vorlage für einen solchen One-Pager.

Nach einer Weile stellten die Beteiligten allerdings fest, dass kaum eine Internetseite die Vorlage nutzt. Fast überall sind weiterhin nur die viel zu langen Juristentexte zu finden. Zalando beispielsweise hat die Information zwar mit bunten Balken in viele Abschnitte aufgeteilt. Das sieht nicht mehr ganz so furchtbar aus, macht den Text aber nicht kürzer.

Nun stellen Justizminister Maas und der Zalando-Manager Philipp Erler eine Plattform vor, mit der die Betreiber von Internetseiten die einseitige Zusammenfassung mit wenigen Klicks erstellen können, auch ohne Hilfe von Juristen oder Webdesignern. Dabei wird etwa abgefragt, ob die Website Google Analytics nutzt und ob die Daten verschlüsselt übertragen werden. Eine Software stellt daraus die Übersicht zusammen. In wenigen kurzen, mit Bildern versehenen Absätzen sollen die Nutzer darauf sehen können, welche Daten sie preisgeben und was damit geschieht. "Es gibt immer noch ein großes Misstrauen gegenüber E-Commerce", sagt Zalando-Manager Erler, "die Nutzer haben Angst und sind zugleich uninformiert." Mit dem neuen Werkzeug hoffe man, den Nutzern die nötigen Information besser zugänglich zu machen. Verbraucherschützer finden die Initiative gut. "Alles was hilft, Datenschutz besser verständlich zu machen, ist erst mal positiv", sagt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

In wenigen Wochen soll das Software-Werkzeug allen Betreibern von Websites kostenlos zur Verfügung stehen. Auch beim Mitinitiator Zalando selbst soll dann eine solche Zusammenfassung stehen, kündigt Erler an.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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