Datenschutz:Facebook sammelt Telefonnummern

Das soziale Netzwerk will mit seinem Kurzmitteilungsdienst Whatsapp endlich Geld verdienen. Deswegen nutzt es nun die Handynummern der eine Milliarde Nutzer - für zielgerichtete Werbung.

Von Jannis Brühl

Zwei Jahre nach der Übernahme von Whatsapp durch Facebook werden beide Dienste enger verzahnt. Künftig sollen die Telefonnummern der Whatsapp-Nutzers und Informationen, wann und wie häufig der Kurzmitteilungsdienst genutzt wird, an Facebook weitergegeben werden. Das ist von nun an Teil der Nutzungsbedingungen.

Facebook hatte Whatsapp im Herbst 2014 für etwa 22 Milliarden Dollar übernommen. Der Kurzmitteilungsdienst hat inzwischen mehr als eine Milliarde Nutzer. Seit der Übernahme hat der Mutterkonzern enorme Macht in zwei Kommunikationssystemen - soziales Netzwerk und Messenger-App. Nun beginnt er, sie zu nutzen.

Mit der Telefonnummer können Profile eindeutig einer bestimmten Person zugeordnet werden. Mit ihr soll Werbung auf Facebook zielgenauer geschaltet werden. Wenn zum Beispiel ein Whatsapp-Nutzer seine Handy-Nummer auch mit Händlern geteilt hat, die bei Facebook Anzeigen geschaltet und Daten hochgeladen haben, könnten ihm durch den Abgleich Angebote des Geschäfts eingeblendet werden. Das Tracking der Nutzer wird auf der großen Plattform also noch genauer, Facebooks Datenpool mit Details über seine Nutzer noch größer. Whatsapp hat sich gerade erst durch die Einführung von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Sachen Privatsphäre bei seinen Nutzern beliebt gemacht. Die Verschlüsselung wird deshalb in der Bekanntmachung auch mehrfach erwähnt - als wolle man Bedenken entgegnen.

Facebook geht es darum, endlich Geld mit den vielen Whatsapp-Nutzern zu verdienen. Anfang des Jahres hat der Messenger seine Gebühr von 89 Cent abgeschafft. Forbes schätze damals, dass Whatsapp gemeinsam mit der Foto-Plattform Instagram ein Viertel der Börsenwertes von Facebook verantwortlich sei, allerdings seit Wegfall der Gebühr ohne nennenswerte Einnahmen.

Whatsapp-Mitglieder könnten zumindest widersprechen, dass ihre Daten für die Personalisierung von Werbung und für Freunde-Vorschläge genutzt werde, heißt es vom Unternehmen. Das können sie unter "Einstellungen>Account" einrichten. An Facebook weitergegeben werde die Telefonnummer aber künftig in jedem Fall. Zugleich betonte Whatsapp, dass Facebook keinen Zugang zum Inhalt der Kurzmitteilungen erhalte. Gleichzeitig hat die Firma verkündet, dass Nutzer künftig mit Unternehmen kommunizieren sollen und etwa Nachrichten über den Status eines gebuchten Fluges erhalten.

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