Datenschutz:Facebook griff Abermillionen E-Mail-Kontakte ohne Erlaubnis ab

FILE PHOTO: Small toy figures are seen in front of Facebook logo in this illustration picture

Facebook hat eine Panne beim Datenschutz eingeräumt.

(Foto: REUTERS)
  • Binnen drei Jahren lud Facebook Kontaktdaten von bis zu 1,5 Millionen neuen Nutzern hoch - ohne deren Erlaubnis.
  • Es dürften auch Millionen von Menschen betroffen sein, die selbst gar kein Facebook-Konto haben, den Systemen des Konzerns aber nun bekannt sind.
  • Facebook hatte die Frage nach der Zustimmung der Nutzer einfach entfernt, aber die Kontaktinfos weiter importiert.

Bei Facebook gibt es eine weitere Datenschutz-Panne: Das Online-Netzwerk lud in den vergangenen drei Jahren die Kontaktdaten von bis zu 1,5 Millionen neuen Nutzern in seine Systeme hoch - ohne deren Erlaubnis einzuholen. So dürften auch zumindest die E-Mail-Adressen von Millionen Menschen in den Datenbanken des Konzerns gelandet sein, die gar keine Mitglieder des Netzwerks sind. Schließlich hat wohl praktisch jeder der 1,5 Millionen Nutzer Dutzende oder Hunderte Kontakte, die Facebook abgriff.

Der Fehler sei vergangenen Monat nach einer Änderung am Anmelde-Verfahren entdeckt worden, bestätigte Facebook am Donnerstag. Die Daten seien mit niemandem geteilt worden und würden gelöscht. Der Fehler sei behoben und betroffene Nutzer würden informiert. Über den neuen Fehler hatte zunächst das Finanznachrichten-Portal Business Insider berichtet.

Die Kontaktdaten wurden in einigen Fällen bei der Bestätigung der E-Mail-Adresse eines neuen Nutzers hochgeladen, wenn dieser das Passwort seines Mail-Accounts eingegeben hatte. Facebook fragte nach diesen Passwörtern und hatte so die Möglichkeit, die E-Mail-Adresse des neuen Mitglieds zu bestätigen. Dieses Verfahren schaffte Facebook nach Kritik von Datenschützern wieder ab.

Ein Facebook-Sprecher sagte Business Insider, man habe den Anwendern schon vor Mai 2016 angeboten, zusammen mit der Verifizierung freiwillig die Kontakte aus dem E-Mail-Konto hochzuladen. Somit konnte der US-Konzern den Nutzern etwa neue Freunde empfehlen. Auch diese Funktion sei dann wieder abgeschafft worden. Der Texthinweis sei tatsächlich gelöscht worden. Allerdings sei die zugrundeliegende Funktionalität nicht entfernt worden, sagte der Sprecher. Die betroffenen Nutzer wurden also nicht mehr gefragt, ihre Kontakte einfach hochgeladen.

Facebook habe nicht auf die E-Mail-Inhalte der Anwender zugegriffen. Wie viele Kontaktdaten ohne einen entsprechenden Hinweis bei Facebook gelandet sind, kann nur geschätzt werden. Es können je nach Größe der jeweiligen Adressbücher mehrere hundert Millionen Datensätze sein. Es blieb unklar, ob Facebook die Daten auch für gezielte Werbung nutzte.

Facebook waren in den vergangenen Jahren immer wieder Datenschutz-Pannen unterlaufen. Deshalb haben Kartell- und Datenschutzbehörden den Konzern besonders im Auge. Konzernchef Mark Zuckerberg hat mehrfach besseren Schutz für die Privatsphäre seiner Nutzer versprochen.

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