Datenleck:Facebook-Skandal weitet sich aus

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Der Datenskandal bei dem Netzwerk ist größer als gedacht. Womöglich sind bis zu 87 Millionen Nutzer betroffen, die meisten davon in den USA.

Der Datenskandal beim sozialen Netzwerk Facebook hat deutlich größere Dimensionen als bislang vermutet. Insgesamt seien die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern "unzulässig" mit der britischen Datenanalysefirma Cambridge Analytica geteilt worden, teilte der Technologiechef von Facebook, Mike Schroepfer, in einem Blog am Mittwochabend mit. Bisher war von rund 50 Millionen betroffenen Nutzern ausgegangen worden. Die Daten sollen unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump ausgewertet und genutzt worden sein. Behörden in den USA und in Großbritannien haben Ermittlungen eingeleitet.

Aus einer Liste von Schroepfer mit den zehn meist betroffenen Ländern geht hervor, dass in Europa wohl vor allem Facebook-Nutzer aus Großbritannien Opfer des Datenlecks waren, knapp 1,1 Millionen. Weitere Länder aus Europa tauchen in der Liste nicht auf. Aus den USA scheint Cambridge Analytica Daten von 70,6 Millionen Nutzern angezapft zu haben. Es folgen die Philippinen und Indonesien. Auf Platz 10 steht Australien mit 311 000 Datenopfern.

Trotz des Skandals um den Missbrauch seiner Kundendaten will Facebook aber auf die weltweite Anwendung strengerer EU-Regeln verzichten. Es sei nicht vorgesehen, die Vorgaben der EU-Datenschutzgrundverordnung überall umzusetzen, sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Zugleich kündigte er an, personenbezogene Daten auch außerhalb der EU besser sichern zu wollen: "Wir legen immer noch die Details fest". Europäische Nutzer des Internet-Netzwerkes werden daher von Ende Mai an mehr Kontrolle über ihre Daten haben als andere.

Zuckerberg hatte sich für den Datenmissbrauch entschuldigt und eine Reihe von Reformen angekündigt. In einem Interview sagte er aber auch, es werde "einige Jahre" brauchen, um die Probleme mit dem Schutz von Nutzerdaten zu beheben. Am Mittwoch kommender Woche wird der Facebook-Chef im US-Kongress vom Handelsausschuss des Repräsentantenhauses angehört, teilten Mitglieder des Gremiums mit.

© SZ vom 05.04.2018 / AFP, Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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