Datenanalyse:KI für fast alle

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Vorplanen für den Ansturm: Die Flughafengesellschaft München testet verschiedene Ablaufszenarien mit spezieller Software. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Software von Alteryx sollen Mitarbeiter nutzen können, die keine Datenwissenschaftler sind. Ganz so einfach ist es aber auch nicht.

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Ein Flughafen, wer würde das bestreiten, ist ein überaus komplexes Gebilde. Viele Rädchen müssen ineinandergreifen, damit am Ende alles so gut wie möglich funktioniert und die Reisenden sowie Fracht möglichst reibungslos von A nach B kommen. Optimierungsbedarf gibt es da immer. Also spielen die Betreiber alternative Szenarien durch, doch das ist aufwendig. Am Münchner Flughafen, erzählt Tom Becker, wurde das lange mithilfe von Excel-Dateien gemacht. Da es sehr viel Arbeit war, all die vielen Werte zu erfassen und einzutragen, konnte die Flughafengesellschaft nur immer ein alternatives Szenario erarbeiten.

Das hat sich geändert. Der Münchner Flughafen gehört mittlerweile zu den 200 Kunden der US-Firma Alteryx in Deutschland. Sie bietet Software an, die mit künstlicher Intelligenz Datenanalysen auswirft, ohne dass die Mitarbeiter dafür ausgebildete Datenwissenschaftler sein müssen, wie Tom Becker sagt. Becker ist bei Alteryx für das Geschäft in den deutschsprachigen Ländern verantwortlich. "Die Fachbereiche können das ohne Programmierkenntnisse bedienen", verspricht er. Wer ein Grundverständnis von Statistik habe, komme auch mit der Alteryx-Software zurecht.

Diesen im Fachjargon "Low Code" genannten Ansatz hält Becker für entscheidend, denn: "Die Digitalisierung müssen die Mitarbeiter machen, die schon da sind." Experten für Datenanalyse sind in der Tat nach wie vor nur schwer zu bekommen und zudem teuer. Andererseits müssen die Firmen ihre Daten besser nutzen als bisher. Adidas etwa, das vor kurzem bei einem Ranking der weltweit innovativsten Unternehmen in den Top 10 gelandet ist, nutzt die Datenanalyse mit Alteryx dazu, nicht bloß die Daten aus Vergangenheit zu sortieren. Vielmehr werden aus diesen Erkenntnissen auch Projektionen in die Zukunft abgeleitet.

Im Hintergrund verarbeiten natürlich Algorithmen die Daten, aber, sagt Becker: Die Vorstellung, dass alles von einer Maschine erledigt werde, stimmt so nicht - da ist letztendlich doch immer ein Mensch beteiligt. Nur dass der nicht mehr 70 oder 80 Prozent seiner Zeit für Routinejobs aufwenden müsse, sondern sich mit den Folgerungen aus der Datenanalyse beschäftigen könne.

Nur mit den richtigen Werkzeugen erhält man auch gute Ergebnisse

Künftig soll das für die Nutzer noch einfacher werden. Alteryx sei offen für Datenmodelle aus der Open-Source-Welt, sagt Becker. Nutzer sollen sich an frei verfügbaren Modellen bedienen und diese für ihre Zwecke einsetzen können. Außerdem will das Unternehmen die Schwelle für Nutzer weiter senken und ihnen automatisch Vorschläge machen, welches Datenmodell sie für welche Daten am besten verwenden sollten, um wirklich aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.

Ganz so einfach ist es am Ende dann eben doch nicht. Wer nicht weiß, mit welchem Werkzeug er sich den Datenbergen am besten nähert, bekommt auch keine Ergebnisse, die wirklich weiterhelfen.

Das Unternehmen mit den Namen Alteryx gibt es zwar schon seit 22 Jahren, Datenanalyse bietet die Firma, die weltweit 800 Mitarbeiter beschäftigt, aber erst seit zehn Jahren an. Gestartet war das Unternehmen als Beratungsfirma und hatte damit von Anfang an Geld verdient. Wie es weitergeht - Becker wagt keine Prognose, nur so viel: "Der Markt ist noch am Anfang."

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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