Süddeutsche Zeitung

Das Finale:Intelligenz, Implantate und Integration

Beim Gipfelstürmer-Wettbewerb siegt das Thema Sicherheit.

Von Lea Hampel, Berlin

Am Ende steht Aleksandar Stojanovic auf der Bühne der Berliner Kalkscheune und reckt den Eispickel in die Luft. "Wenn die Technik versagt, können Sie mich anrufen. Dann schütze ich persönlich", scherzt der Gründer angesichts des Geräts in seiner Hand. Der "Gipfelstürmer", der Sieger des Gründerwettbewerbs des SZ-Wirtschaftsgipfels, bekommt passend zum Titel des Wettbewerbs einen Eispickel. Mit seiner Firma Ava Information Systems, die mithilfe von künstlicher Intelligenz Menschen in Echtzeit vor Gefahren wie Anschlägen warnen soll, setzte sich Stojanovic gegen fünf Mitfinalisten durch.

Zum vierten Mal waren Unternehmen, die mindestens sechs Monate und maximal fünf Jahre alt sind, aufgerufen, sich zwischen Mai und Ende August zu bewerben. Die Juroren der SZ-Wirtschaftsredaktion bewerteten unter anderem, wie disruptiv die Idee ist, ob es erste Kunden gibt und ob das Unternehmen gesellschaftliche Probleme angeht. Die Finalisten, die ihre Ideen am Sonntagabend für jeweils drei Minuten live vorstellen durften, kommen aus unterschiedlichesten Branchen. Neben Ava Information Systems gehörte zu ihnen auch Kinexon. Das Unternehmen stellt Ultrabreitbandsensoren her, die die Produktion in Unternehmen digital abbilden und die Vernetzung vereinfachen. Außerdem Kumovis, ein Unternehmen, das Drucker für Implantate aus Hochleistungspolymeren herstellt. Inveox hingegen digitalisiert Pathologielabore, um Verwechselungen von Gewebeproben zu vermeiden und so Fehldiagnosen zu verhindern. Das Start-up Pair Finance wiederum ist eine Art modernes Inkassobüro, das unter anderem Erkenntnisse der Verhaltensforschung nutzt, um das Verhältnis zwischen Schuldner und Gläubiger zu verbessern. Die 99 Gäste, die in der Kalkscheune abstimmten, wählten neben Ava Information Systems auch Socialbee zu ihren zwei Topkandidaten. Die gemeinnützige Firma für soziale Zeitarbeit hat seit ihrer Gründung schon 200 Geflüchteten einen Job verschafft.

In einer finalen Abstimmungsrunde votierte das Publikum mit knapp 60 Prozent für Ava. Gründer Stojanovic erzählt, er habe Gänsehaut gehabt, als er vom Preis von Berlin Partner für den Gipfelstürmer erfuhr: Ein Besuch auf der Digitalkonferenz "South by Southwest" in Austin. Dort war ihm die Idee für seine Gründung gekommen, als während der Konferenz 2014 mehrere Menschen durch ein Auto, das auf den Bürgersteig fuhr, ums Leben kamen. Dass bei Gefährdungslagen die Daten vorhanden seien, man in einer digitalen Welt lebe, aber nicht rechtzeitig davon erfahre, fand er, so sagte er, "unerhört." Und machte sich daran, das zu ändern.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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