Darbende US-Wirtschaft:Fed-Chef fordert Konjunkturprogramm

Die Finanzkrise belastet die US-Wirtschaft. Notenbankchef Bernanke ist alarmiert und fordert ein weiteres Konjunkturprogramm. Dabei hatten die USA bereits im Sommer die Wirtschaft gestützt - mit niederschmetterndem Ergebnis.

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat angesichts der Wachstumsschwäche ein weiteres Konjunkturprogramm gefordert. "Mit einem Wachstum, das vermutlich für mehrere Quartale schwach bleiben dürfte, und mit der Gefahr einer länger andauernden Flaute erscheint es derzeit angemessen, dass der Kongress ein Konjunkturpaket in Erwägung zieht", sagte Bernanke am Montag vor dem Haushaltsausschuss des US-Repräsentantenhauses. Erstmals sprach sich der Notenbankchef damit für ein neuerliches Wachstumspaket aus. An den Börsen stiegen nach der Rede die Kurse auf ein Tageshoch, auch der Dollar legte zu.

Darbende US-Wirtschaft: Fed-Chef Bernanke will die US-Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm stützen.

Fed-Chef Bernanke will die US-Wirtschaft mit einem Konjunkturprogramm stützen.

(Foto: Foto: AP)

Nach Einschätzung von Wells-Fargo-Experte Vassili Serebriakov kommt Bernankes Unterstützung für ein Konjunkturpaket nicht überraschend. "Der Fed gehen bei der Geldpolitik die Möglichkeiten aus", sagte er. Analysten und Investoren gehen davon aus, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Zinssitzung in der kommenden Woche den Leitzins erneut senkt. Derzeit liegt der Schlüsselzins in den USA bei 1,5 Prozent.

Das Präsidialamt zeigte sich offen für weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur. Es sei aber zunächst Sache des von den Demokraten dominierten Kongresses, akzeptable Vorschläge zu machen, sagte eine Sprecherin von Präsident George W. Bush.

Die Demokraten beraten derzeit über ein Konjunkturprogramm im Umfang von 150 Milliarden Dollar. Mit dem Geld wollen sie die Infrastruktur ertüchtigen, Arbeitsplätze schaffen und die regionale Wirtschaft ankurbeln.

Das Programm solle Maßnahmen enthalten, durch die der Zugang zu Fremdkapital erleichtert werde, sagte Bernanke weiter. Die Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen, könnten ein wichtiger Grund dafür sein, dass sich die Erholung der Wirtschaft verzögere. Zuletzt sei die Schwäche in den meisten größeren Sektoren zu spüren gewesen. So seien etwa die Autoverkäufe auch deswegen zurückgegangen, weil es für die Konsumenten schwieriger geworden sei, Autokredite zu erhalten.

New Yorker Börse legt zu

Mit der Aussicht auf weitere Stützen für die schwächelnde Konjunktur haben unterdessen die New Yorker Börsen ihre Erholung der Vorwoche fortgesetzt.

Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) ging nach einer kleinen Schlussrallye mit einem Tagesgewinn von 4,67 Prozent auf 9265,43 Zähler aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index stieg um 4,77 Prozent auf 985,39 Zähler. Der NASDAQ Composite-Index stand mit 3,43 Prozent auf 1770,03 Punkte im Plus. Zeitweise hatten die Technologieaktien wegen Sorgen über die schwächelnde Konjunktur deutlich gelitten und der Index war bis auf 1698 Zähler gefallen. Der NASDAQ 100 legte um 3,13 Prozent auf 1352,76 Zähler zu.

Aktien aus dem Energie- und Ölsektor gehörten zu den großen Gewinnern und stützen die Indizes an der NYSE. Börsianer verwiesen auf den Anstieg des Ölpreises nach der Ankündigung einer Fördersenkung der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC).

Fehlversuch im Sommer

Es wäre der zweite Versuch in diesem Jahr, die US-Wirtschaft zu stützen. Im Sommer hatte die US-Regierung mehr als 100 Milliarden Dollar an Steuerschecks versandt, um den privaten Konsum zu stützen - mit niederschmetterndem Erfolg. Allerdings hatte das nur vorübergehend zu vermehrten Ausgaben geführt; von Juli bis September gingen die Einzelhandelsumsätze in jedem Monat zurück.

Bernanke zufolge sind derzeit Anzeichen erkennbar, dass das Einschreiten von Notenbank und Politik zu einer Entspannung an den Geldmärkten beitrage und sich die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen verbessere. Die Stabilisierung der Finanzmärkte sei aber nur ein erster Schritt und werde die Herausforderungen, vor denen die Wirtschaft steht, nicht schnell beseitigen. Derzeit seien die Unsicherheiten um die Wachstumsaussichten besonders hoch. Es scheine aber, dass eine schwere Krise in der US-Bankenbranche abgewendet worden sei, sagte Bernanke weiter.

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