Danske Bank:"Alle Alarmglocken hätten schrillen müssen"

Danske CEO To Step Down As Estonian Flows Seen At $234 Billion

Danske-Chef Thomas Borgen kündigte vor einer Woche an, dass er wegen des Skandals zurücktritt.

(Foto: Freya Ingrid Morales/Bloomberg)

Die Danske Bank ist in den größten Geldwäscheskandal Europas verwickelt. Sie hat über ihre estnische Tochter illegal erworbenes Geld von Tausenden Firmen aus dem Ausland durchgeschleust. Es geht um knapp 200 Milliarden Euro.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Damit man die Dimension des Geldwäscheskandals in Dänemark besser einschätzen kann, hilft der Blick auf ein paar Zahlen: Die 5,7 Millionen Dänen erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von 349 Milliarden Euro, und Danske Bank, das größte Kreditinstitut des Landes, verfügt über eine Bilanzsumme von 495 Milliarden Euro. Wie ist es da möglich, dass eine kleine Niederlassung der Danske Bank in Estland über Jahre hinweg unbehelligt Kundengelder von rund 200 Milliarden Euro in alle Welt schleusen kann?

Dänemark gilt als rechtstreues Land, Korruption gibt es dort kaum. Entsprechend schockiert sind Politiker und Gesellschaft, dass der wohl größte Geldwäscheskandal in Europa in dem skandinavischen Land seinen Ursprung hat. Inzwischen ermitteln die Strafverfolger, und der Vorstandsvorsitzende der Bank, Thomas Borgen, ist abgetreten.

Die Causa Danske Bank gleicht einem Krimi. So gab es Informanten, die schon 2013 die Führungsetagen des Instituts über den Geldwäscheverdacht informiert hatten. Wie erst später bekannt wurde, wussten die dänischen Aufsichtsbehörden und die Rechtsabteilung bei Danske Bank damals bereits Bescheid über den Verdacht. Angeblich seien bei der Dependance in Estland einige Firmenkonten von der Putin-Familie und dem russischen Geheimdienst FSB kontrolliert worden. Der dänischen Tageszeitung Berlingske sind in der Folge Kundendaten zugespielt worden, die das Blatt mit anderen Journalisten analysierte. Es folgte Bericht auf Bericht über die verdächtigen Umtriebe bei Dänemarks größter Bank.

Die Behörden und die Bank ließen sich jedoch Zeit. Die verdächtigen Kundenkonten sind erst 2015 geschlossen worden - da hatte man sie schon acht Jahre genutzt. Danske Bank geht selbst davon aus, dass der allergrößte Teil der durchgeschleusten 200 Milliarden Euro verdächtig sei. "Das waren dermaßen zweifelhafte Geldtransaktionen, dass alle Alarmglocken hätten schrillen müssen", sagte Lars Krull, Bankenexperte der Universität Aalborg. "Es gibt keinen Grund dafür, dass eine Firma in Großbritannien über Moldawien viel Geld auf das Firmenkonto bei einer dänischen Bank einzahlt, und die Firma ihren Sitz in Panama hat." Es sei unverständlich, warum weder Behörden noch die Bank diese Geschäfte beendet hätten.

Inzwischen hat Danske Bank einen eigenen Untersuchungsbericht von 87 Seiten vorgelegt. Im Jahr 2013 hatte die Niederlassung nach Angaben der Bank mehr als 1000 in Großbritannien registrierte Kunden, gefolgt von Firmen aus Russland, den Virgin Islands und Finnland. Die Journalisten bei Berlingske fanden heraus, dass es bei illegalen Waffengeschäften in Nordkorea im Jahr 2009 auch eine Verbindung zu Danske Bank gegeben habe. Die britische Zeitung Guardian berichtete, dass einige Mitarbeiter von Danske Bank den Geldwäscheverdacht damals durchaus ernst nahmen und 2013 in Moskau Erkundigungen zur zwielichtigen Kundschaft einholten. Einer der Mitarbeiter sei daraufhin telefonisch bedroht worden.

Die EU-Kommission hat die europäische Bankenbehörde Eba darum gebeten, die Kontrollmechanismen bei der estländischen Niederlassung der Danske Bank zu überprüfen. Die Eba soll sich künftig mit mehr Mitarbeitern verstärkt um den Kampf gegen Geldwäsche kümmern. Sowohl in Dänemark als auch in Estland ermitteln bereits Staatsanwälte gegen die Danske Bank. Auch die britischen Behörden sind alarmiert. Die Ermittler wollen nun die Möglichkeiten für Kriminelle begrenzen, in Großbritannien registrierte Firmen für die Geldwäsche zu missbrauchen.

Es ist gut möglich, dass auch die gefürchteten US-amerikanischen Strafverfolger aktiv werden. Dann könnten dem dänischen Geldhaus noch deutlich höhere Bußgelder drohen als die 630 Millionen Dollar, die Dänemarks Regierung verhängt hat. Der dänische EU-Politiker Jeppe Kofod sagte, er wisse, dass die US-Behörden die Angelegenheit untersuchten. "Der Fall ist nicht erledigt, er hat erst begonnen."

Die schiere Größe des Skandals könnte auch die Kreditwürdigkeit des dänischen Staates schmälern. Die Ratingagentur S&P sagte, die Bestnote sei gefährdet. Die dänische Regierung hat nun in aller Eile strengere Gesetze zum Kampf gegen Geldwäsche verabschiedet.

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