Källenius statt Zetsche:Das bedeutet der Chef-Wechsel für Daimler

Lesezeit: 2 min

Dieter Zetsche und Ola Källenius auf der Bühne der Auto Show in Detroit (Foto: AP)
  • Dieter Zetsche wechselt aus dem Daimler-Vorstand in den Aufsichtsrat des Konzerns.
  • 2019 hört er im Vorstand auf, nach zweijähriger Pause soll er 2021 zum Aufsichtsratschef gewählt werden.
  • Zetsches Nachfolge wird der Schwede Ola Källenius. Er hatte kürzlich eine neue Führungskultur angekündigt.

Von Bastian Brinkmann und Stefan Mayr, Stuttgart

Dieter Zetsche soll 2021 Aufsichtsratschef von Daimler werden. Daher wird er im Mai 2019 sein Amt als Vorstandsvorsitzender niederlegen. Dann liegen zwischen dem alten und dem neuen Posten zwei Jahre. Diese Pause ist im Corporate-Governance-Kodex vorgeschrieben, also in den Regeln ordentlicher Unternehmensführung ( PDF). Der Aufsichtsrat kontrolliert den Konzernvorstand und vertritt die Interessen der Aktionäre und der Arbeitnehmer. Bei einem zu schnellen Wechsel aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat würde ein Chef de facto seine eigene Arbeit überwachen; daher ist diese Zweijahresfrist vorgeschrieben.

Zetsches Nachfolger wird Ola Källenius, er galt als Zetsches Kronprinz. Er ist bislang Daimlers Entwicklungsvorstand. Der Schwede ist mit einer Schwäbin verheiratet und hat drei Kinder. Er gilt als smart und offen, ist zumindest bei öffentlichen Terminen stets gut gelaunt. Er ist 49 Jahre alt, wirkt durch seine legere Art aber jünger. Er ist ein Daimler-Eigengewächs, direkt nach einem BWL-Studium in Stockholm und St. Gallen stieg er als Trainee bei Mercedes ein. Seit Januar 2015 ist er Mitglied im Daimler-Vorstand. Zunächst war er für den Vertrieb Mercedes Cars zuständig. Seit Januar 2017 ist er für Konzernforschung und Entwicklung der Mercedes-Benz-Autosparte verantwortlich. Diese Aufgabe galt als Meisterprüfung: Wenn er sich in diesem Job als Nichttechniker auf Augenhöhe mit all den Ingenieuren bewährt, war klar, dass ihm der Weg nach ganz oben offensteht.

Mercedes EQC
:Kompromisslösung statt Tesla-Jäger

Mercedes präsentiert seinen ersten Elektro-SUV. Das Auto zeigt, wie eilig die deutschen Autobauer versuchen, ihren großen Rückstand bei der E-Mobilität aufzuholen.

Von Stefan Mayr, Stockholm

Källenius hat erst kürzlich auf einer Mercedes-Veranstaltung in Stockholm eine neue Führungskultur angekündigt: Er sprach von einem "Umdenken" der Daimler-Manager, die zunehmend emotional statt analytisch entscheiden würden. "Lasst uns das Rationale und das Emotionale kombinieren", sagte Källenius. Dabei bewege sich auch Daimler "mehr zum Instinkt". Auch im Daimler-Vorstand werde es akzeptiert, wenn jemand mit seinem Bauchgefühl argumentiere. Teure Fehlentscheidungen seien immer möglich, räumte er ein, aber trotz des Risikos betonte er: Fachwissen werde immer kurzlebiger und somit unbedeutender. Flinke und aggressive Start-ups zwängen Konzerne wie Daimler zu schnellen Entscheidungen, die nicht mehr bis zur letzten Eventualität durchdekliniert würden. Deshalb würden Instinkt und Intuition wichtigere Schlüsselqualifikationen von Managern und Mitarbeitern.

Daimler hat seit Längerem ein Kulturwandelprogramm namens "Leadership 2020". Die Umsetzung sei für manche Manager "sehr unbequem", hatte Källenius vor Kurzem berichtet. Denn sie sind angehalten, nicht nur jene Bewerber auszuwählen, die ihnen am ähnlichsten sind, damit die Diversität des Konzerns größer werde. Angesichts des stetigen Wandels in der Geschäftswelt gelte vor allem eines: "Wer seine Neugier verliert, hat verloren."

Die Themen sind Elektroautos und Carsharing, aber auch die Dieselaffäre

Zetsche hat Daimler seit 2006 geführt. Er versuchte seit längerem, sich und Daimler ein modernes Image zu geben. Er trat ohne Krawatte auf, zog sich T-Shirts an mit dem Slogan "Do epic shit", sinngemäß: Lass uns geile Dinge machen. Zetsche soll sich als Aufsichtsrat weiterhin um die "Transformation in der Automobilbranche" kümmern, teilt der bisherige Aufsichtsratchef Manfred Bischoff mit, der 2021 für Zetsche weichen wird.

Allerdings ging es bei Zetsches Arbeit zuletzt nicht nur um Elektroautos und Carsharing, sondern auch um die Dieselaffäre. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat im August rund 700 000 Mercedes-Autos zurückgerufen, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte das angeordnet.

© SZ.de/bbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

ExklusivBMW
:Aufstand im Autohaus

Wegen eines heftigen Streits könnten Händler von Montag an den Verkauf von BMW-Fahrzeugen und Ersatzteilen stoppen.

Von Markus Balser und Thomas Fromm

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: