Daimler: Wolfgang Bernhard:Rein, raus, rein

Deutschlands wohl schillerndster Auto-Manager ist wieder voll da: Wolfgang Bernhard, einst bei Daimler geschasst, soll wieder in den Vorstand berufen werden.

Dagmar Deckstein

Vor sechs Jahren hatte es Wolfgang Bernhard fast geschafft, nun ist er wieder so weit. Der 49-Jährige Manager soll als sechster Mann in das bisher fünfköpfige Vorstandsteam von Daimler einrücken.

Wolfgang Bernhard, dpa

Wolfgang Bernhard rückt wieder in den Daimler-Vorstand auf.

(Foto: Foto: dpa)

Harter Sanierer

Bernhard soll die Produktion und den Einkauf der Sparte Mercedes-Benz Cars verantworten und weiter für die Mercedes-Benz Vans zuständig sein. Dafür verlässt Rainer Schmückle, bisher Vizechef der Mercedes Pkw-Gruppe, sehr wahrscheinlich das Unternehmen. Mit ihm, teilte Daimler weiter mit, würden derzeit "Gespräche geführt". Auch Schmückle, er gilt als harter Sanierer, hatte wohl Ambitionen auf einen Posten im Daimler-Vorstand. Nun zieht Bernhard an ihm vorbei.

Dessen Berufung könnte bereits auf der Aufsichtsratssitzung am 17. Februar vollzogen werden. Der Konzern legt am 18. Februar seine Bilanz für 2009 vor, die wohl einen Verlust ausweisen wird. Die nächste Sitzung findet dann am 1. März statt. Dem Vernehmen steht dann die Verlängerung von Zetsches Vertrag an.

Einfach vor die Tür gesetzt

Schon 2004 war Bernhard von Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp als Chef der Mercedes Car Group für den Konzernvorstand der damaligen Daimler-Chrysler AG vorgesehen. Dann aber nur wenige Tage vor Amtsantritt setzte Schrempp überraschend Bernhard vor die Tür. Dieser hatte offen Schrempps Strategie kritisiert.

Nach Bernhards Intermezzo von 2005 bis 2007 bei Volkswagen hatte Zetsche den Ex-McKinsey-Mann 2009 wieder ins Unternehmen zurückgeholt. Beide haben Anfang des Jahrzehnts bei der Sanierung von Chrysler in Detroit zusammengearbeitet. Zwischenzeitlich war Bernhard für den amerikanischen Finanzinvestor Cerberus tätig. Bei Daimler leitet er zur Zeit die Mercedes-Transportersparte. Insider gingen aber immer davon aus, dass der promovierte Maschinenbauingenieur und Produktionsspezialist auf diesem Posten nur "geparkt" ist. So dürfte es auch nur eine Frage der Zeit sein, bis Zetsche seine Doppelfunktion als Konzern- und Mercedes-Chef aufgibt und letztere an Bernhard abgibt.

Schmückle indessen hat zwar seine Sanierungsfähigkeiten bei Mercedes und vorher bei der amerikanischen Lastwagentochter Freightliner bewiesen. Er eckte aber durch sein zuweilen rüdes Auftreten immer wieder bei der Belegschaft an. Auch mit dem Betriebsrat war der 49-jährige Manager häufiger aneinandergeraten. Vergangenen November erst hatte er von General Motors ein Angebot erhalten, die deutsche Tochter Opel zu leiten, was Schmückle damals aber abgelehnt hatte.

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