Daimler und Chrysler:Endgültiger Abschied

Ein großer Misserfolg wird endlich zu den Akten gelegt: Daimler gibt seine bereits abgeschriebenen Anteile am Verlustbringer Chrysler auf - und zahlt noch 400 Millionen Dollar.

Die als "Hochzeit im Himmel" gefeierte Fusion von Daimler und Chrysler wurde offiziell schon vor fast zwei Jahren geschieden - jetzt ist es ganz aus. Nach monatelangen Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer Cerberus gibt der Stuttgarter Konzern seine Beteiligung von 19,9 Prozent an dem schwer angeschlagenen Hersteller auf. Außerdem verzichtet das Unternehmen auf die Rückzahlung gewährter Darlehen.

Daimler, Chrysler, dpa

Daimler steigt endgültig beim Verlustbringer Chrysler aus.

(Foto: Foto: dpa)

200 Millionen Dollar fällig

Für die Trennung greift der Daimler-Konzern, der seine Rest-Beteiligung an Chrysler bereits vollständig abgeschrieben hat, ein letztes Mal in der Causa Chrysler in den Geldbeutel.

Die Stuttgarter werden in den kommenden zwei Jahren jeweils 200 Millionen Dollar an Pensionszahlungen leisten, um die Absicherung von Mitarbeitern des ehemals vereinten Unternehmens zu unterstützen. Insgesamt wird die Trennung Daimler im zweiten Quartal mit voraussichtlich 700 Millionen Dollar (529 Mio. Euro) im Ebit belasten.

Im Gegenzug ziehen die Beteiligungsgesellschaft Cerberus und Chrysler eine Reihe von Vorwürfen und Forderungen zurück.

Für Daimler bedeutet die endgültige Trennung vor allem eines: Ein großer Misserfolg wird endlich zu den Akten gelegt. Die von Jürgen Schrempp, damals Chef der Daimler-Benz AG, und Chrysler-Chef Robert Eaton am 7. Mai 1998 bekanntgegebene "Hochzeit im Himmel", brachte dem deutschen Hersteller schnell gigantische Verluste.

Daimler hatte sich Mitte 2007 nach neunjähriger Ehe mit Chrysler von der Aktienmehrheit an dem chronisch Verluste schreibenden US-Autohersteller getrennt. 80,1 Prozent des Kapitals gingen damals an Cerberus. Für die Übernahme pumpte der Finanzinvestor mehrere Milliarden Dollar in die neue Tochter ein, Daimler erhielt nur einen geringen Barausgleich.

Frist läuft Ende des Monats ab

Mit der Vereinbarung dürfte nun aber auch eine Hürde für Chryslers Rettung aus dem Weg geräumt sein. Cerberus und Chrysler verhandeln derzeit mit der US-Regierung, den Gewerkschaften und Gläubigern über einen Sanierungsplan. Die Zeit drängt, da Chrysler - wie General Motors - wegen der Absatzkrise der Autobranche weltweit das Geld auszugehen droht.

Die US-Regierung hat Chrysler Ende März 30 Tage eingeräumt, um sein Sanierungskonzept zu überarbeiten und eine Allianz mit dem italienischen Fiat-Konzern zu schmieden. Ende April läuft die Frist ab.

Bereits in der vergangenen Woche hatte die US-Regierung ein Insolvenzverfahren als sinnvoll erachtet, wie die New York Times auf ihrer Internetseite unter Berufung auf gutunterrichtete Kreise berichtete. Das US-Finanzministerium habe den Konzern aufgefordert, sich darauf einzustellen, schon ab dieser Woche Insolvenz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts zu beantragen, hieß es.

Der deutsche Konzern verhandelte bereits seit September mit Cerberus über den Verkauf seiner restlichen Chrysler-Anteile. Die Gespräche kamen jedoch ins Stocken, da Cerberus von der ehemaligen Mutter eine hohe Mitgift forderte. Daimler-Chef Dieter Zetsche bezifferte die Chancen auf eine Einigung bis Jahresende vergangene Woche mit "größer als 50 Prozent".

Am Dienstag wird Daimler seine Eckdaten für das erste Quartal veröffentlichen. Marktbeobachter prophezeien dem Unternehmen einen herben Verlust. Außerdem wird Daimler-Chef Dieter Zetsche Details seines milliardenschweren Sparprogramms erläutern. Im Gespräch sind kürzere Wochenarbeitszeiten und entsprechende Lohneinbußen.

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