Daimler und BMW:Ab nach Berlin

cars of the carsharing companies Drive Now and Car2Go in the district Deutz.  Fahrzeuge der carsharing Unternehmen Drive Now und Car2Go im Stadtteil Deutz.

Fahrzeuge von Car2Go und Drive Now in Köln-Deutz: BMW und Daimler wollen ihre Carsharing-Töchter verschmelzen.

(Foto: Alamy/mauritius images)

Die süddeutschen Autokonzerne siedeln ihre fusionierte Carsharing-Tochter an der Spree an. Von dort aus wollen sie die starke Konkurrenz aus USA und Asien einbremsen.

Von Max Hägler, Stefan Mayr, Stuttgart/München

Es hat noch keinen Namen, und die Genehmigung der Kartellbehörden steht auch noch aus. Aber einen Standort haben BMW und Daimler für ihr Gemeinschaftsunternehmen bereits gefunden: Berlin. Das Joint Venture der zwei Autohersteller soll von der Bundeshauptstadt aus das Geschäft mit innovativen Mobilitätsdiensten weltweit ausbauen.

Die Standortwahl der süddeutschen Konzerne klingt nur auf den ersten Blick überraschend; eine Ansiedlung in München oder Stuttgart war sicherlich von Anfang an ausgeschlossen, weil sich dort der jeweils andere Partner benachteiligt gefühlt hätte. Denn trotz aller Kooperationsbereitschaft ist die Stimmung zwischen den Premium-Konkurrenten nicht die beste. Die bayerisch-schwäbische Zusammenarbeit ist mehr der mächtigen Konkurrenz aus den USA und Asien geschuldet als einer ausgeprägten Zuneigung.

Insofern war der Sprung ins neutrale Berlin naheliegend, nicht zuletzt, weil die Stadt als Deutschlands Start-up-Hochburg gilt. Das passt zu dem Gemeinschaftsprojekt; dieses soll seine Start-up-Mentalität behalten, deshalb bekommen die einzelnen Bereiche auch eigene Geschäftsführer. BMW und Daimler wollen in Berlin nicht nur ihre Carsharing-Töchter Drive Now und Car2Go verschmelzen, sondern auch weitere Geschäftsfelder vorantreiben, in denen vernetzte Elektroautos geteilt und vermietet werden können. Dabei bringt BMW vor allem Dienstleistungen zum Laden und Parken ein; Daimler seinen Fahrdienst My Taxi und das Reisetool Moovel. Derartige Dienstleistungen gelten als Märkte der Zukunft - vor allem in Städten, in denen sich künftig weniger Menschen ein eigenes Fahrzeug kaufen, sondern es nur noch bei Bedarf auf Abruf nutzen.

Beide Unternehmen werden jeweils 50 Prozent an der neuen Firma halten

Wann und wo genau das neue Unternehmen an der Spree starten wird, teilten die Mutterkonzerne nicht mit. Auch die Zahl der Mitarbeiter lassen sie noch offen. Fest steht bislang nur, dass BMW und Daimler jeweils 50 Prozent an ihrer gemeinsamen Tochter halten werden. "Unsere Vision ist es, gemeinsam einen global bedeutenden Player für nahtlos und intelligent vernetzte Mobilitätsdienstleistungen zu schaffen", sagt Daimler-Chef Dieter Zetsche. Sein BMW-Kollege Harald Krüger kündigt an, er wolle "auf einen Fingertipp die Lebensqualität in Metropolen verbessern". Um aufstrebenden Fahrdienstanbietern wie Uber oder Didi Chuxing Paroli zu bieten, wolle man nun schnell den Markt in Europa abstecken, heißt es aus den Konzernen. Deshalb haben die Partner das Zusammengehen auch bei der EU-Kommission angemeldet. Die Märkte in den USA und Asien seien bereits weitgehend verteilt.

Drive Now und Car2Go betreiben in 31 Metropolen weltweit 20 000 Fahrzeuge, mit mehr als vier Millionen angemeldeten Kunden. Noch konkurrieren BMW und Daimler in diesem Markt. Und 2019 wird ein namhafter Wettbewerber dazukommen, wenn Volkswagen seinen Vermietservice We Share startet. Zunächst in Berlin mit 1500 Elektro-Golfs. 2020 sollen weitere Städte Europas und Nordamerikas dazukommen. Ob VW irgendwann mit BMW und Daimler kooperiert? Ausgeschlossen ist das nicht, schließlich haben die Konzerne schon gemeinsam die E-Ladesäulen-Tochter Ionity gegründet. Und jüngst stieg Daimler bei der VW-Gebrauchtwagen-Plattform Hey Car ein.

Der Trend vom Kaufen zum Mieten schreitet flott voran: Auch Renault und PSA steigen bald in Paris ins Carsharing ein. Und selbst Sportwagenhersteller Porsche experimentiert mit dem Teilen: In Los Angeles und San Francisco können Porschebesitzer ihren Flitzer via App privat vermieten.

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