Daimler:Kim Jong-un ist noch das kleinste Problem

Daimler AG - Jahrespressekonferenz

Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Bilanz-Pressekonferenz im Februar 2018. Im Mai auf der Hauptversammlung packt er letztmals seine Aktentasche.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Zum Ende der Ära Zetsche kämpft der Autobauer mit etlichen Schwierigkeiten.

Von Max Hägler

Das kleinste Problem bei Daimler ist vielleicht jenes mit dem Machthaber in Nordkorea, Kim Jong-un. Auf ihn warteten bei seinem Treffen mit Kreml-Chef Wladimir Putin am Bahnhof Wladiwostok zwei Mercedes-Limousinen - was bei Beobachtern und Politikern für Stirnrunzeln sorgte. Denn der Verkauf von Luxusgütern wie Stretchlimousinen nach Nordkorea ist per UN-Sanktion verboten. Man wisse nicht, woher der Machthaber die Autos habe, erklärte Daimler. Mit dem Verweis auf unkontrollierbare Zwischenhändler dürfte das Thema erledigt sein.

Doch die Problemliste wird damit kaum kürzer in Stuttgart. Der operative Gewinn schrumpfte von Januar bis März um weitere 16 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 2,8 Milliarden Euro. Sowohl beim Kerngeschäft mit den Autos als auch bei den Bussen ging der Umsatz parallel zu den sinkenden Absatzzahlen zurück. Ausgerechnet in Südamerika wurde auch noch der Bau eines Hoffnungsträgers gestoppt: Die sogenannte X-Klasse, ein Pick-up, verkauft sich zu schlecht. Den allgemeinen Absatzschwierigkeiten standen auch noch hohe Kosten gegenüber, so dass letztlich alle Bereiche beim operativen Ergebnis schlechter dastanden als vor einem Jahr. Damit wolle man sich "nicht zufrieden geben", erklärte Vorstandschef Dieter Zetsche zur Vorlage der Quartalszahlen. Es sind seine letzten, er wird zur Hauptversammlung im Mai abtreten, ebenso wie sein Kollege aus dem Finanzressort, Bodo Uebber, der am Freitag die Aufgabe hatte, die Ursachen für die Misere am Ende der Ära Zetsche zu erklären. Ihm zufolge ist die politische Lage in der Welt schwierig für die Märkte, all die neuen Technologien erforderten hohe "Vorleistungen", der auch in Stuttgart aufgekommene Diesel-Skandal belaste das Ergebnis. Und schließlich hat Daimler die von Markus Schäfer geführte Produktion nicht recht im Griff. Im US-Werk rollte etwa der GLE viel langsamer als geplant von den Bändern, Schwierigkeiten gibt es dabei etwa bei Lieferanten. Manche Analysten erwarten nun bald Gewinnanpassungen. Die Aktie legte am Freitag trotzdem um ein Prozent zu.

Uebber gibt sich indes noch zuversichtlich, erwartet weiterhin eine leichte Steigerung bei Absatz, Umsatz und Ergebnis im Gesamtjahr. Allerdings seien dazu "große Kraftanstrengungen" nötig und auch ein "fokussierter Mitteleinsatz". Ob das wie zuletzt spekuliert auch den Abbau von einigen tausend der insgesamt 300 000 Jobs bedeutet, wollte Uebber nicht sagen: Die Analyse laufe und werde noch einige Zeit beanspruchen. Das Ergebnis wird wohl ein Sparprogramm sein, das die Neuen zum Amtsantritt ausrufen sollen: Ola Källenius, der designierte Daimler-Chef, und Harald Wilhelm, der als Finanzchef von Airbus zu Daimler wechseln wird.

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