Daimler:Chipkrise gefährdet Erfolg

Mercedes-Stern vom Bahnhofsturm entfernt

Weil der Stuttgarter Bahnhof saniert wird, fehlt dort gerade der Stern. Symbolisch ist das aber nicht. Die Geschäfte laufen gut.

(Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Autohersteller macht gut vier Milliarden Euro Quartalsgewinn. Doch Lieferengpässe werden zunehmend zum Problem.

Der Autohersteller Daimler hat im ersten Quartal überraschend viel Geld verdient, befürchtet aber angesichts der weltweiten Chipkrise kurz- und mittelfristig Probleme bei der Produktion seiner Fahrzeuge. In den nächsten Wochen könne es wegen anhaltender Lieferengpässe wichtiger elektronischer Bauteile "hier und dort" zu Produktionsstopps und Kurzarbeit kommen, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm. Welche Daimler-Werke über die bisher bekannten in Rastatt und Bremen hinaus von diesen Maßnahmen betroffen sein könnten, ließ er offen. Auch zu genauen Zeiträumen nannte Wilhelm keine Details. Das hänge davon ab, wann wo welche Chipteile verfügbar seien und wie man die Auswirkungen der Krise möglichst gering halten könne. "Das ist taktisches Arbeiten Woche für Woche."

Wilhelm befürchtet, dass die Chipkrise die Produktion und damit auch den Absatz neuer Fahrzeuge im zweiten Quartal noch stärker als zu Jahresbeginn beeinflussen könnte. Die Produktionsunterbrechungen könnten mehrere Produktklassen betreffen - womöglich auch hochpreisige Pkw-Modelle wie die S-Klasse, die in Sindelfingen gebaut wird. Zwar versuche man, die Auswirkungen weitgehend von der S-Klasse fernzuhalten - garantieren könne man das aber nicht.

Daimler hatte bisher angekündigt, in den Mercedes-Werken in Rastatt und Bremen jeweils Tausende Mitarbeiter zunächst bis Ende kommender Woche in die Kurzarbeit zu schicken. In Bremen sind mehr als 12 000 Mitarbeiter beschäftigt, in Rastatt rund 6500. Die Mitarbeiter beider Werke sowie des Standorts im ungarischen Kecskemét mussten bereits Anfang des Jahres in Kurzarbeit gehen. Die weltweiten Probleme beim Nachschub von Elektronik-Chips zwingen auch andere Autokonzerne seit Wochen zu Unterbrechungen der Produktion.

Immerhin konnte Daimler seinen Aktionären am Freitag überaus starke Zahlen für das erste Quartal vorlegen. Der Reingewinn zwischen Januar und Ende März lag bei 4,29 Milliarden Euro. Zudem kletterte der Konzernumsatz im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 41,0 Milliarden Euro. Die Aktie des Autohersteller lag am Freitag allerdings leicht im Minus. Die Papiere werden aber mit fast 75 Euro gehandelt, mehr als dreimal so viel wie im März 2020.

Gute Quartalszahlen waren bereits absehbar gewesen, nachdem Daimler in der Vorwoche schon vorab einen überraschend hohen operativen Gewinn vermeldet hatte. Auch die Fahrzeugverkäufe stiegen teils signifikant - vor allem im mit Abstand wichtigsten Einzelmarkt China. Obendrein machen sich inzwischen die Auswirkungen von Sparprogrammen bemerkbar, die sich Daimler in den Vorjahren auferlegt hatte. Tausende Stellen sollten und sollen in diesem Zuge abgebaut werden.

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