Ingmar Hoerr, 53, Mitgründer des Tübinger Biotechs Curevac, soll Aufsichtsrat der niederländischen Holding Curevac N.V werden. Diesen Vorschlag enthält die am Freitag veröffentlichte Einladung für das rein virtuelle Treffen am 24. Juni. Ihr zufolge hält Hoerr 1 129 165 Stammaktien, das ist deutlich weniger als ein Prozent des Kapitals der Firma. Der Aktienkurs lag Ende vergangener Woche bei gut 116 Dollar. Größter Aktionär mit rund 50 Prozent sind Beteiligungsgesellschaften des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp. Der Bund hält über die Staatsbank KfW ein knappes Fünftel. Curevac arbeitet seit Januar 2020 an einem mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus, hat aber noch kein Produkt auf dem Markt.
Nach 18 Jahren als Vorstandschef war Hoerr vom Juni 2018 bis zum 11. März 2020 Aufsichtsratschef der Curevac AG, dann löste er Hals über Kopf Daniel Menichella als Vorstandsvorsitzenden ab - für wenige Tage. Nach Gesprächen in Berlin mit Vertretern der Bundesregierung erlitt Hoerr in den Morgenstunden des 13. März 2020 in einem Hotel eine Hirnblutung. In den vergangenen Monaten hat er sich zurückgekämpft, wieder sprechen und gehen gelernt. Das Unternehmen führt seit jenem März Franz-Werner Haas.
Mit der Terminwahl hat Curevac die Frist fast völlig ausgeschöpft, denn die Hauptversammlung muss binnen sechs Monaten nach Ende des Geschäftsjahres stattfinden. Die Holding war im April 2020 in Vorbereitung des Gangs an die New Yorker Technologiebörse Nasdaq gegründet worden, zunächst in der Form einer B.V. nach niederländischem Recht. Die Erstnotiz erfolgte Mitte August. Die Holding ist Muttergesellschaft der Curevac AG mit Sitz in Tübingen.