Curevac:Absturz eines Hoffnungsträgers

CureVac

Während der ersten Corona-Welle galt Curevac als große Verheißung, sogar Donald Trump zeigte offenbar Interesse am Unternehmen.

(Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der hauseigene Corona-Impfstoff enttäuscht, die Aktien der Tübinger brechen ein.

Von Christina Kunkel

Der Börsenkurs des Impfstoffherstellers Curevac hat sich gleich zu Beginn des Börsenhandels am Donnerstag halbiert: Im Tagestief notierte die Aktie um mehr als 50 Prozent im Minus bei gut 39 Euro, am Mittag lag der Kursverlust noch bei 40 Prozent. Die Grund für den Absturz war eine Nachricht aus der Nacht zum Donnerstag. Da hatte das Unternehmen darüber informiert, dass die zweite Zwischenanalyse zu seinem Vakzin gegen das Coronavirus nur eine durchschnittliche Wirksamkeit von 47 Prozent ergeben habe. Mit diesen Daten liegt der Impfstoff deutlich hinter den bereits zugelassenen Präparaten von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca und würde nicht die Wirksamkeits-Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation von 50 Prozent erfüllen.

Dabei galt Curevac während der ersten Corona-Infektionswelle 2020 als großer Hoffnungsträger, der deutsche Staat beteiligte sich im Rahmen einer Finanzierungsrunde über die Förderbank KfW mit 300 Millionen Euro am Unternehmen - wohl auch deshalb, um fremden Zugriff auf das Know-How zu verhindern. Medienberichten zufolge hatten die USA unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump zuvor versucht, sich exklusiv die Rechte an einem Impfstoff gegen das Coronavirus von Curevac zu sichern. Zuletzt hielt die KfW noch 16 Prozent an dem Tübinger Unternehmen. Der aktuelle Kurssturz würde demnach für den Bund einen Verlust von rund 1,1 Milliarden Euro bedeuten. Langfristig betrachtet sieht die Bilanz für die Großanleger aber immer noch positiv aus: Das Paket des Bundes ist aktuell immer noch fast viermal so viel wert wie beim Einstieg der KfW noch vor dem Börsengang im vergangenen August.

Größter Aktionär und damit auch aktuell der größte Verlierer des Kurssturzes ist allerdings SAP-Mitgründer und Investor Dietmar Hopp, der über die Dievini Dietmar Hopp Stiftung 47 Prozent an Curevac hält. Ebenfalls beteiligt sind der Pharmakonzern GlaxoSmithKline mit acht Prozent und in kleinerem Umfang auch die Bill & Melinda Gates Stiftung mit 1,7 Prozent.

Auch auf einige Produktionspartner haben die schlechten Nachrichten aus Tübingen Auswirkungen: Wacker Chemie sollte eigentlich noch im ersten Halbjahr mit der Herstellung des mRNA-Impfstoffs am Standort Amsterdam starten. Da sich die Zulassung jetzt aber weiter verzögert, gerieten auch die Wacker-Aktien unter Druck. Der Kurs fiel um 6,4 Prozent. Besser erging es Bayer, der Konzern hat mit Curevac ebenfalls eine Partnerschaft zur Impfstoffproduktion abgeschlossen. Die Aktien des Pharmakonzerns verloren zwar zunächst im Frankfurter Frühhandel 1,3 Prozent, erholten sich dann aber im Laufe des Tages wieder.

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