Credit Suisse:Wieder ein Gewinn

Nach drei Jahren Sanierung verdient die schweizerische Großbank Credit Suisse wieder Milliarden. Bankchef Tidjane Thiam sieht sich in seiner Strategie bestätigt. Aber noch nicht in allen Bereichen läuft es wirklich rund.

Von Isabel Pfaff, Zürich

Auf den ersten Blick hören sich die Zahlen gut an, die Tidjane Thiam präsentieren darf. Der Chef der Großbank Credit Suisse kann zum ersten Mal, seit er die Konzernleitung 2015 übernommen hat, ein Plus verkünden: 2018 hat die Credit Suisse demnach unter dem Strich 2,1 Milliarden Franken Gewinn erzielt. Das Ergebnis kommt gerade rechtzeitig zum offiziellen Abschluss der dreijährigen Umbauphase, welche die Bank hinter sich hat.

Wie die meisten ihrer Konkurrenten hat auch die Credit Suisse nach den verheerenden Folgen der Finanzkrise 2008 ihre riskanten Geschäfte - Wertpapierhandel und Investmentbanking - zurückgefahren und sich auf die stabilere Vermögensverwaltung konzentriert. Hinter dem Unternehmen mit heute fast 47 000 Mitarbeitern liegen harte Jahre, Tausende Stellen wurden abgebaut. Es sieht so aus, als sei die Wende geschafft. Als besonders stark erwiesen sich 2018 die internationale Vermögensverwaltung sowie die Schweizer Einheit der Bank, wo sich die Credit Suisse vor allem auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden stützt. "Es hat funktioniert", sagte Konzernchef Thiam über die Umstrukturierung. Und lässt sich an diesem Morgen in Zürich - entgegen seinem Ruf, leicht reizbar zu sein - sogar ab und an zu einem Scherz hinreißen.

Allerdings bleibt der Bereich Handel eine Schwachstelle. In der Kapitalmarktsparte produzierte das Institut im vierten Quartal 2018 einen Verlust von 193 Millionen Franken, Analysten hatten lediglich mit einem Minus von 121 Millionen gerechnet. Zwar hat das letzte Quartal des Jahres auch den meisten Konkurrenten der Credit Suisse Probleme bereitet. Einige Aktionäre halten die Handelssparte daher immer noch für zu groß und zu teuer - ähnlich wie bei der Deutschen Bank. Bankchef Thiam aber ficht das nicht an. Man müsse nun mal eine gewisse Position in diesem Markt wahren, um insgesamt attraktiv zu bleiben, sagte der 56-jährige Vorstandschef. "Aber wir sind längst nicht mehr so riesig wie früher." Ob Thiams These stimmt, werden die kommenden Jahre zeigen. Der schon lange schwache Aktienkurs der Bank spricht eher dagegen, auch am Donnerstag gab er leicht nach.

Kein Wunder, dass sich so mancher Aktionär fragt, ob die als wahrscheinlich geltende höhere Vergütung für Thiam und seine Kollegen in der Geschäftsführung zur rechten Zeit kommt. In den vergangenen Jahren hatte der Verwaltungsrat die geplante Erhöhungen stets wieder zurücknehmen müssen, angesichts der schlechten Zahlen war der öffentliche Aufschrei zu groß. Eine entsprechende Frage beantwortete Thiam einsilbig: Die Entlohnung regle der Verwaltungsrat, nicht er.

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