Schweizer Großbank:Credit Suisse strukturiert sich radikal um

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Die Credit Suisse steckt in einer tiefen Krise. (Foto: ARND WIEGMANN/REUTERS)

Stellenabbau, Trennung von Geschäften, Kapitalerhöhung: Mit einem massiven Umbau will die Credit Suisse eine ihrer schwersten Krisen bewältigen.

Die angeschlagene Schweizer Großbank Credit Suisse will mit einer Kapitalerhöhung, Entlassungen im großen Stil und einem radikalen Umbau des Investmentbankings aus der Krise kommen. Dazu wird vor allem das Investmentbanking eingedampft und ein bedeutender Teil des Bereichs "verbriefte Produkte" an den US-Finanzinvestor Apollo und die Allianz-Tochter Pimco verkauft, wie die Schweizer Großbank am Donnerstag verkündete.

Zusätzlich plant sie eine Kapitalerhöhung über vier Milliarden Franken, die teils von Profi-Anlegern wie der Saudi National Bank gezeichnet werden soll. Als Teil der Sanierung streicht der Zürcher Traditionskonzern kurzfristig 2700 Stellen. Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Konzernumbau brockten der Credit Suisse im dritten Quartal einen Verlust von vier Milliarden Franken ein.

"Das ist ein historischer Moment", sagte Konzernchef Ulrich Körner, der das Steuer erst Ende Juli übernommen hatte. Nach einer Reihe von Fehlschlägen wie dem Kollaps des Großkunden Archegos hatte die 166 Jahre alte Bank die Konzernspitze praktisch vollständig ausgewechselt. Die nun angekündigte Neuausrichtung durch den früheren McKinsey-Berater und Sanierungsexperten ist die dritte Kurskorrektur seit 2015.

Damit nähert sich die Credit Suisse weiter dem Modell der Rivalin UBS an, die das Investmentbanking bereits vor rund zehn Jahren stutzte und sich auf die Vermögensverwaltung ausrichtete. Investmentbank-Chef Christian Meissner tritt mit sofortiger Wirkung zurück.

Die Bank will 17 Prozent ihrer 52 000 Stellen abbauen

Zudem sollen das Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäft in den kommenden drei Jahren in die neue Einheit CS First Boston ausgegliedert werden. "Die künftige CS First Boston strebt die Einwerbung von Fremdkapital sowie eine bevorzugte, langfristige Partnerschaft mit der neuen Credit Suisse an", teilte die Bank mit. Die Bank will zudem 17 Prozent ihrer 52 000 Stellen abbauen. Es sollen Ende 2025 nur noch 43 000 Angestellte sein. Die Kosten sollen bis Ende 2025 um etwa 15 Prozent auf dann 14,5 Milliarden Franken sinken. Bereits bestätigt hatte die Bank den geplanten Verkauf des traditionsreichen Hotels Savoy in Zürich. Das Gebäude wurde auf bis zu einer halben Milliarde Franken geschätzt.

Die Bank ist seit den Debakeln um den milliardenteuren Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds im vergangenen Jahr stark angeschlagen. Durch eine Serie von Skandalen und Gerichtsverfahren ist das Vertrauen in die Bank angeschlagen. Der Börsenwert der Bank ist seit 2017 von damals 45 Milliarden Franken auf im Oktober zeitweise unter zehn Milliarden Franken gefallen. Der Aktienkurs lag Anfang Oktober bei einem Allzeittief von unter vier Franken, ehe er sich leicht erholte.

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