Banken:Credit Suisse verkauft heikles Offshore-Geschäft

Banken: Ein Golfplatz auf den Bermuda-Inseln: Hier sitzt die N.T. Butterfield & Son, die einen Großteil der Offshore-Dienste der Credit Suisse übernehmen soll.

Ein Golfplatz auf den Bermuda-Inseln: Hier sitzt die N.T. Butterfield & Son, die einen Großteil der Offshore-Dienste der Credit Suisse übernehmen soll.

(Foto: Alamy/Pixiboo/mauritius)

Trustbanken helfen Superreichen, Geld zu verstecken und Steuern zu sparen. Nun gibt die krisengeplagte Credit Suisse diesen Geschäftszweig größtenteils ab. An eine Bank auf den Bermuda-Inseln.

Von Jan Diesteldorf, Frankfurt

In der Welt der klandestinen Geldströme gibt es wenige so klangvolle Namen wie N.T. Butterfield & Son. Eine Bank für spezielle Dienste, Hauptsitz Bermuda, Standorte auf den Bahamas, den Cayman-Inseln, Guernsey, Singapur und der Schweiz. Sie bietet ein globales Netzwerk für Menschen mit sehr großen Vermögen, vor allem für solche, die Stiftungen, Briefkastenfirmen und Scheindirektoren in Steuerparadiesen beanspruchen. Für Firmenpatriarchen, die Geld vor ihren Erben verstecken möchten - oder für andere Superreiche, die Steuern sparen wollen oder mehr zu verheimlichen haben.

Solche Menschen finden sich traditionell zuhauf auch in der Kundenkartei der Schweizer Großbank Credit Suisse. Das krisengeplagte Institut gab am Montag einen Deal bekannt, der in Finanzkreisen Erinnerungen weckt: Butterfield soll gemeinsam mit dem Liechtensteiner Treuhänder Gasser Partner das weltweite Trust-Geschäft der Bank namens Credit Suisse Trust (CST) übernehmen. Also jene Offshore-Dienste, für die das Schweizer Institut seit Jahrzehnten eine der ersten Adressen weltweit ist. Die Standorte in Guernsey, auf den Bahamas und in Singapur gehen an Butterfield, jener in Liechtenstein an Gasser Partner. Die neuen Eigentümer sollen jeweils "das Management, die Verwaltung und die meisten Trust-Strukturen" übernehmen, hieß es am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung der drei Unternehmen.

Butterfield ist schon häufiger zur Stelle gewesen, wenn europäische Geldhäuser ihre Offshore-Geschäfte loswerden wollten. Vor bald fünf Jahren verkaufte die Deutsche Bank ihre Trust-Sparte mit Ausnahme der USA an das Bermuda-Institut. Der Deal war dem der Credit Suisse sehr ähnlich. "Wir freuen uns darauf, unseren Kunden gemeinsam mit diesem und anderen Anbietern ein breiteres Angebot mit Trusts bieten zu können", sagte der heutige Deutsche-Bank-Vorstand Fabrizio Campelli Ende 2017. Dienste in Schattenfinanzplätzen wollte man also weiterhin anbieten, nur eben kaum noch direkt im eigenen Haus.

Kaum war die Übernahme abgeschlossen, bekam die Deutsche Bank wieder einmal Besuch von Ermittlern. Die hatten damals die Panama Papers ausgewertet und verdächtige Firmen in Steueroasen gefunden, die das Geldhaus für Kunden bereitgestellt hatte. Mitarbeiter der Bank, lautete 2018 der Verdacht, sollen über Jahre vermögenden Privatkunden geholfen haben, Geld zu waschen - oder zumindest die Behörden nicht über verdächtige Transaktionen informiert haben. Die Ermittlungen gegen einzelne Bankmitarbeiter wegen Beihilfe zur Geldwäsche wurden später mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt; die Bank aber zahlte insgesamt 15 Millionen Euro wegen Versäumnissen bei der Geldwäschekontrolle.

Mit solchen Fällen hat auch die Credit Suisse Erfahrung. Anfang des Jahres enthüllte die SZ gemeinsam mit einer internationalen Recherchekooperation, wie die Credit Suisse über Jahrzehnte und über den gesamten Erdball hinweg brutalen Machthabern, korrupten Politikern, Kriegsverbrechern und anderen Kriminellen Zugang zu blickdichten Schweizer Konten ermöglichte. Die Bank bestritt die Vorwürfe. Erst im vergangenen Oktober hatten Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien der Bank wegen eines Betrugsfalls in Mosambik eine Strafe von fast einer halben Milliarde Dollar auferlegt - und das ist nur ein Beispiel aus einer langen Liste an Skandalen.

Im vergangenen Geschäftsjahr verbuchte die Bank einen Verlust von 1,6 Milliarden Euro und tauschte diesen Sommer zum wiederholten Mal ihren Chef aus. Nach wenigen Wochen im Amt versilbert der neue Bankchef Ulrich Körner nun das Trust-Geschäft. Mit der Vorgeschichte in diesem Geschäftsbereich wird es kaum schaden, ihn nicht mehr direkt im eigenen Haus zu haben. Die drei Beteiligten Unternehmen betonten allerdings, alles werde "nahtlos" weiterlaufen. Für die Offshore-Kunden der Credit Suisse soll sich also möglichst wenig ändern.

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