Biontech:Das Geschäft mit Impfstoffen schwächelt

Biontech: Mitarbeiter des Mainzer Biotechnologie-Unternehmens Biontech in einem Labor.

Mitarbeiter des Mainzer Biotechnologie-Unternehmens Biontech in einem Labor.

(Foto: Biontech/dpa)

In den Biontech-Zahlen spiegelt sich erstmals die allgemeine Impfmüdigkeit wider. Hoffnung kommt aus China, doch wann das Vakzin dort zugelassen werde könnte, ist auch nach der Scholz-Reise unklar.

Von Elisabeth Dostert

Die gute Nachricht kam am Freitag aus China. Die Meldung, dass der Impfstoff von Biontech dort zugelassen werden könnte, zumindest für Expats, katapultierte den Aktienkurs des Unternehmens an der US-Technologiebörse Nasdaq um gut sechs Prozent auf gut 154,31 Dollar. In der Spitze kostete die Papier am Freitag 156,80 Dollar. Firmenmitgründer und Vorstandschef Ugur Sahin war einer der Männer im Tross von Bundeskanzler Olaf Scholz beim Kurzbesuch in China. Es habe Gespräche gegeben, sagte Strategievorstand Ryan Richardson am Montag in der Telefonkonferenz. Für Prognosen, wann der Impfstoff für Ausländer in China zugelassen werde könnte und welche kommerziellen Dimensionen dieser Markt haben könne, sei es noch zu früh. Der Kurs der Hinterlegungsscheine (American Depositary Share) stieg bis zum mittleren Handel an der Nasdaq weiter.

Dabei fing alles so schön an - im März 2020. Fast gleichzeitig schloss Biontech mit dem chinesischen Unternehmen Fosun Pharma und dem US-Konzern Pfizer strategische Partnerschaften. Die drei teilten sich die Welt auf. Biontech sollte und hat dann auch Deutschland und die Türkei bedient, Fosun sollte das chinesische Festland, Hongkong, Macau und die "Region Taiwan" versorgen und Pfizer den "Rest der Welt". Während die Partnerschaft mit Pfizer gedieh, wie die Zahlen Quartal pro Quartal zeigten, lief es mit Fosun nicht so gut.

Es gab zwar Studien mit Fosun in China. Es floss auch Geld an Biontech, etwa für erreichte Meilensteine in der Forschung. Es gab im Dezember 2020 eine Liefervereinbarung für Festland-China über 100 Millionen Dosen, abhängig von einer möglichen Zulassung. In einer Mitteilung dankte Sahin damals "der chinesischen Regierung und der chinesischen Arzneimittelbehörde für ihren Einsatz und das entgegengebrachte Vertrauen in unsere Fähigkeiten, einen Impfstoff zu entwickeln, mit dem wir einen Beitrag gegen diese verheerende Pandemie leisten können". Bislang ist der Impfstoff im Festland allerdings nicht zugelassen. Ende Januar 2021 gab es eine Notfallzulassung für Hongkong, und einen Monat später wurden Importe nach Macau vereinbart. Es gab auch Lieferungen nach Taiwan. Mehr nicht.

Im Rest der Welt laufen die Geschäfte noch, wenn auch nicht mehr ganz so fulminant wie in den vergangenen Quartalen. Eine gewisse Impfmüdigkeit spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen von Biontech wider. Die Umsätze sinken.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), Stand 6. November, wurden bislang in Deutschland gut 188 Millionen Impfungen verabreicht, fast 140 Millionen davon mit dem Vakzin von Biontech einschließlich der seit September verfügbaren, auf Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe. Mindestens einmal geimpft sind knapp 65 Millionen Menschen, grundimmunisiert - also zwei Mal geimpft - gut 63 Millionen, rund 52 Millionen Menschen haben eine erste, gut zehn Millionen schon eine zweite Auffrischung.

Das Unternehmen hat bislang drei Covid-Impfstoffe auf dem Markt

Im dritten Quartal 2022 setzte Biontech 3,5 Milliarden Euro um, deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum mit gut sechs Milliarden Euro. Fast der komplette Umsatz entfällt auf Covid-Impstoffe, andere Produkte hat Biontech noch nicht auf dem Markt. In den ersten neun Monaten setzte Biontech rund 13 (Vorjahreszeitraum: 13,4) Milliarden Euro um. Der Gewinn vor Steuern lag im dritten Quartal bei 2,4 (4,7) Milliarden Euro, in den ersten drei Quartalen bei 9,8 (10,3) Milliarden Euro.

Für das laufende Geschäftsjahr präzisierte Biontech am Montag seine Erwartungen. Der Konzern rechne nun mit Covid-19-Impfstoff-Umsätzen von 16 bis 17 Milliarden Euro, bislang lag die Prognose bei 13 bis 17 Milliarden Euro. Bislang hat das Mainzer Unternehmen drei Covid-Impfstoffe auf dem Markt, den ursprünglichen und zwei bivalente, an Omikron-Varianten angepasste Produkte. Gemeinsam mit Pfizer arbeite man an weiteren Generationen. Biontech gehe davon aus, dass das Covid-19-Impstoffportfolio ein "langfristiges und nachhaltiges Geschäftsfeld" bleiben werde. Sahin rechnet damit, dass in absehbarer Zukunft ein jährlicher oder saisonaler Booster mit einem an Varianten angepassten Impfstoff nötig sein werde. Zusammen mit Pfizer arbeitet Biontech an einem kombinierten Grippe-/Covid-19-Vakzin.

In diesem Jahr würden weltweit bis zu 2,1 Milliarden Dosen abgerechnet, so Strategiechef Richardson. Von kommendem Jahr an rechnet er mit "hybriden" Märkten. Bislang besorgten in den USA die Regierung und in der EU die EU-Kommission die Impfstoffe für ihre Bevölkerungen. In den USA rechnet Richardson schon im ersten Quartal mit einer Kommerzialisierung des Marktes mit einem Listenpreis zwischen 110 und 130 Dollar je Einzeldosis für Erwachsene.

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