Chemie:Covestro verdient gut - und will trotzdem sparen

Chemie: Anlage von Covestro in Dormagen: Die frühere Bayer-Tochter ging 2015 als eigenständiges Unternehmen an die Börse.

Anlage von Covestro in Dormagen: Die frühere Bayer-Tochter ging 2015 als eigenständiges Unternehmen an die Börse.

(Foto: Ina Fassbender/AFP)

Der Kunststoffhersteller steigert den Gewinn, könnte aber Jobs abbauen. Dass der Dax-Konzern ein Übernahmekandidat sein könnte, weist der Chef von sich.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Der Kunststoffhersteller Covestro gibt ein Bild ab, das Fragen aufwirft: Einerseits hebt der Dax-Konzern nun schon zum dritten Mal in diesem Jahr seine Gewinnprognose an. Das Geschäft läuft also. Andererseits steht bei Covestro ein beträchtlicher Stellenabbau im Raum. Und mancher Analyst sieht die frühere Bayer-Tochter als Übernahmekandidatin, stellt also die Eigenständigkeit infrage. Was ist da los?

Covestro produziert Schaum- und Kunststoffe, die etwa in Matratzen oder Autoleuchten stecken. Derzeit profitieren die Leverkusener davon, dass sich viele Branchen von der Corona-Krise erholen. "Viele Kunden reißen uns das Material praktisch aus der Hand", sagt Vorstandschef Markus Steilemann - man komme teilweise gar nicht hinterher: Für manche Anlagen stehen gesetzlich vorgeschriebene Revisionen an. Zudem macht der Firma eine Anlage in Norddeutschland zu schaffen, die ungeplant ausfiel. Und die ganze Branche leidet in diesem Jahr unter den Folgen eines Wintersturms in den USA, der erdölverarbeitende Fabriken zeitweise lahmlegte.

Der Chef hofft auf finanziellen Spielraum, um in Klimaschutz zu investieren

Dank der großen Nachfrage kann Covestro derzeit sogar die höheren Kosten für Energie oder Rohstoffe im Großen und Ganzen an die Kunden weitergeben. Vor allem in Massengeschäften mit kurzfristigen Lieferverträgen sind die Verkaufspreise stärker gestiegen als die Kosten, daher der Gewinnanstieg. "Bisher hält die Dynamik unverändert an", sagt Steilemann. Allerdings können Marktpreise auch schnell wieder zurückgehen, sobald Hersteller weltweit zusätzliche Anlagen in Betrieb nehmen.

Steilemann will Covestro deshalb unabhängiger vom ewigen Auf und Ab machen - und mehr Spezialmaterialien mit längerfristigen Lieferverträgen verkaufen. Zugleich sollen die Fixkosten möglichst auf dem Krisenniveau von 2020 bleiben. "Wir brauchen eine Handbreit Wasser unterm Kiel", erklärt der Vorstandschef, "damit wir mit Investitionen in die Kreislaufwirtschaft Vorreiter in der Chemieindustrie bleiben können." Covestro versucht, allmählich unabhängiger von klimaschädlichen Rohstoffen wie Erdöl zu werden, etwa mit mehr Ökostrom und neuen Recycling-Technologien.

Doch der Umbau kostet erst einmal viel Geld. So kursieren seit September Pläne, wonach bei Covestro bis zu 1700 von zuletzt gut 17 000 Stellen weltweit wegfallen sollen. Bei der Belegschaft sorgte das für Ärger. Steilemann bezeichnet die Zahl freilich als "theoretisches Maximum", man sei "in enger Abstimmung" mit Arbeitnehmervertretern.

Und der Vorstandschef tritt Überlegungen entgegen, wie sie etwa Analysten der Investmentbank Goldman Sachs kürzlich formulierten. Ihrer Ansicht wäre in den Geschäften mehr drin, wenn Covestro Teil eines größeren Konzerns wäre. "Wir haben das vergangene Quartal erfolgreich abgeschlossen und einen Rekordumsatz erzielt", entgegnet Steilemann nun. Natürlich höre sich das Unternehmen an, wo es besser werden könnte. "Aber ich wüsste nicht, in welchem Bereich wir uns besser entwickeln sollten, wenn wir Teil eines noch größeren Verbunds wären."

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