Covestro:Auf und Ab

Covestro Zentrale in Leverkusen

Covestro-Zentrale in Leverkusen: Dass der Dax-Konzern seine Gewinnprognose nicht nach unten korrigierte, war für Anleger schon eine gute Nachricht.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Gewinn des Konzerns bricht ein: Die Autobranche sei gebeutelt, Hoffnung machen Möbel und Bau.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Wenn die Zahl der weltweit hergestellten Autos binnen Jahresfrist um ganze sechs Prozent zurückgeht, wie im vergangenen Quartal geschehen, dann spürt das eine Firma wie Covestro: Der Dax-Konzern stellt Schäume her, die unter anderem in Sitzpolstern stecken, sowie etwa das Plastik in Autoscheinwerfern. Knapp ein Fünftel des Geschäfts macht Covestro mit Fahrzeugherstellern.

In der ersten Hälfte dieses Jahres haben die Leverkusener denn auch etwas weniger produziert als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging um ein Sechstel zurück, der Gewinn gar um 70 Prozent. Doch hatten Anleger die schlechten Zahlen schon erwartet. Am Mittwoch gewann Covestro gar zeitweise vier Prozent an Wert. Denn der Konzern hatte Investoren früh auf mauere Zeiten eingestimmt. "Wir spüren bereits seit dem vierten Quartal 2018 einen Preisrückgang", sagt Vorstandschef Markus Steilemann, "der vor allem von einem Überhang an Kapazitäten getrieben ist". Konkurrenten fuhren ihre Produktion hoch, Kunststoffpreise sind zurückgegangen. "Dieser Trend hat sich in den vergangenen Wochen zumindest verlangsamt", gibt sich Steilemann optimistisch.

Auch an der - zugegeben weit gefassten - Gewinnprognose für dieses Jahr hält der Vorstand fest. Für Anleger ist das schon eine gute Nachricht, da jüngst mehrere Industrieunternehmen wie BASF oder Continental ihre Vorhersagen senken mussten. Dies nährte die Sorge vor einer Rezession.

Zwar sei die Autoindustrie "momentan schon sehr gebeutelt". Steilemann meldet aber gute Geschäfte mit Elektronikbranche, Möbel- und Bauindustrie. "Zum Beispiel liefern wir Material für LED-Leuchten, die klassische Glühbirnen ersetzen", so der 49-Jährige, "dieser Markt wächst nach wie vor mit zweistelligen Raten."

Steilemann will nun jene Geschäfte stärken, die nicht so abhängig vom Auf und Ab der Konjunktur sind. Covestro erweitert etwa die Folienproduktion in Dormagen bei Köln sowie Standorte in Spanien und den USA. "Darüber hinaus schauen wir uns natürlich kontinuierlich nach Übernahmemöglichkeiten um", sagt Steilemann, "vor allem in unserem Geschäftsfeld mit Lacken, Klebstoffen und Spezialchemikalien." Der Konzern will zudem Kosten senken und in den nächsten Jahren bis zu 900 Stellen abbauen, 400 davon in Deutschland. Dieses Programm liege "genau im Zeitplan", so Steilemann.

Der Chemiekonzern Bayer hatte seine Kunststoffsparte vor vier Jahren als eigenständige Firma Covestro an die Börse gebracht, damals für 24 Euro je Aktie. Da Fabrikkapazitäten für Schäume und Kunststoffe weltweit knapp waren, stieg mit den Gewinnen auch der Kurs: zwischenzeitlich auf bis zu 95 Euro. Mittlerweile hat sich die Aktie bei mehr als 40 Euro eingependelt.

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