Coronavirus:Auswärtiges Amt erwägt Rückholaktion aus Wuhan

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Derzeit sind in China rund 2800 Infektionsfälle bekannt, 81 Personen sind an dem Coronavirus gestorben. (Foto: Getty Images)
  • Nach Frankreich und den USA prüft nun auch Deutschland, Bundesbürger aus dem Zentrum des Coronavirus-Ausbruchs zu holen.
  • Auch vor Ort tätige Unternehmen ziehen Konsequenzen: Nach dem Autozulieferer Schaeffler hat nun auch der Cabriodach-Hersteller Webasto ein Reiseverbot für Mitarbeiter nach China erteilt.
  • Bei Webasto gab es zudem einen Zwischenfall: Bei einem chinesischen Mitarbeiter, der sich vom 19. bis 22. Januar in der Zentrale bei München aufhielt, wurde mittlerweile das Coronavirus diagnostiziert.

Von Thomas Fromm, München

Wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus in China arbeiten Bundesregierung und deutsche Unternehmen an Notmaßnahmen gegen die Lungenkrankheit. So prüfe Berlin, Deutsche aus der chinesischen Stadt Wuhan, dem Zentrum des Ausbruchs des Virus, zu holen, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD). Länder wie Frankreich und die USA haben solche Schritte bereits eingeleitet. "Wir prüfen und wir bereiten uns auf alle Optionen vor", sagte Maas. Die Bundeswehr wäre grundsätzlich bereit, Evakuierungen durchzuführen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Entsprechende Planungen liefen. Maas riet davon ab, nach China zu reisen: "Reisende sollten überlegen, nicht zwingende Reisen nach China zu verschieben oder zu unterlassen."

Derzeit sind in China rund 2800 Infektionsfälle bekannt, 81 Personen sind an dem Virus gestorben. Besonders schwer betroffen ist die Millionenmetropole Wuhan: Die Stadt steht seit Tagen unter Quarantäne. Auch vor Ort tätige Unternehmen ziehen nun Konsequenzen. Nach dem Autozulieferer Schaeffler hat auch der Cabriodach-Hersteller Webasto aus Stockdorf bei München ein Reiseverbot für seine Mitarbeiter nach China erteilt. "Wir haben den Reiseverkehr von und nach China vorerst für mindestens zwei Wochen eingestellt", sagte Webasto-Chef Holger Engelmann der SZ.

Webasto ist mit elf Dachfabriken in China vertreten. In Wuhan unterhält das Unternehmen sein größtes Werk weltweit mit knapp 500 Mitarbeitern. Der Austausch zwischen China und Europa ist groß: Hunderte Mitarbeiter seien ständig zwischen den Standorten unterwegs.

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Und so sei es in den vergangenen Tagen in Stockdorf zu folgendem Zwischenfall gekommen, der nun geprüft werde: "Bei einem chinesischen Mitarbeiter aus Shanghai, der sich vom 19. bis 22. Januar bei uns in der Zentrale in Stockdorf aufgehalten hat, war nach der Rückkehr am 26. 1. das Coronavirus diagnostiziert worden", so Engelmann. Man habe bereits die Mitarbeiter informiert und arbeite "eng mit den relevanten Stellen zusammen". Unklar sei, ob die Person bereits infiziert nach Bayern kam oder sich erst auf dem Rückflug nach China angesteckt habe.

Bei Schaeffler ist von einer "unüberschaubaren Lage" die Rede. Zurzeit seien sämtliche Fabriken in China ohnehin wegen des Neujahrsfestes geschlossen. "Wir entscheiden daher tageweise", so eine Sprecherin. Ähnlich äußert man sich auch bei Siemens, wo man "die Entwicklung beobachte". Unternehmen wie Webasto müssen sich zudem darauf einstellen, dass ihre Lieferketten wegen des Coronavirus für längere Zeit unterbrochen werden könnten. Man schaue daher, "ob gegebenenfalls einzelne Zulieferteile auch aus anderen Provinzen heraus geliefert werden können", sagt Engelmann. Die Angst vor den Folgen des Virus hatte am Montag auch die Börsen erreicht.

An den weltweiten Aktienmärkten gaben die Kurse nach. Bei den Anlegern geht die Angst um, dass sich das Virus negativ auf die chinesische Volkswirtschaft auswirken könnte.

© SZ vom 28.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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