Corona-App:Ohne Risiken und Nebenwirkungen

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Corona-Warn-App-Nutzer mit Smartphone im Stuttgarter Bahnhof (Foto: Michael Weber IMAGEPOWER via www.imago-images.de/imago images/Michael Weber)

Vor rund einem Monat startete in Deutschland die Corona-Warn-App. Nach fulminantem Start stagnieren die Download-Zahlen. Für die Politik ist sie dennoch ein Erfolg.

Von Max Muth

Als Jens Spahn in der Bundespressekonferenz vergangenen Dienstag gefragt wird, ob sich die Briten denn nun nach der deutschen Corona-App erkundigt hätten, kann sich der Gesundheitsminister ein leises Lächeln nicht verkneifen. Er freue sich, dass mittlerweile auch Kollegen in Großbritannien es so sähen, "dass es auf der Welt mindestens eine funktionierende Corona-App gibt". Der britische Premier Boris Johnson hatte genau das vor Wochen bezweifelt - eine Steilvorlage für Spahn.

Politisch ist die App also ein Erfolg. Auch die Download-Zahlen können sich sehen lassen. Fast 16 Millionen Mal wurde sie mittlerweile heruntergeladen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag meldete. Geht man davon aus, dass die Anwendung nach dem Download auch von allen genutzt wird, wären das rund 20 Prozent der Bevölkerung. Das ist Europarekord.

In Italien nutzt kaum jemand "Immuni", jene App, die die zweite italienische Welle verhindern soll. "StopCovid France" könnte man mit nur rund zwei Millionen Downloads bei 67 Millionen Franzosen als Totalausfall bezeichnen, wären da nicht eben noch die Briten, die es immer noch nicht geschafft haben, eine funktionierende App anzubieten. In Norwegen wurde die App sogar aufgrund von Datenschutzbedenken wieder eingestampft. Nur die Schweizer App ist mit 1,75 Millionen Downloads ähnlich erfolgreich, doch die Eidgenossen plagt App-Lethargie. Aktuellen Daten zufolge nutzt nur eine Million von ihnen die App aktiv, eine Statistik, die es in Deutschland aufgrund des sehr strengen Datenschutzes gar nicht gibt.

In den meisten Fällen funktioniert die App, wie sie soll

"Es gibt wohl keine App, die in Deutschland jemals so gut gestartet wäre", sagt der Informatiker und Softwareentwickler Henning Tillman, der im Vorstand des Digital-Thinktanks D64 sitzt und auch schon die SPD in Digitalthemen beriet. Tillmann sagt aber auch: "Natürlich gibt es noch viele Nutzer mit kompatiblen Smartphones, die sie installieren könnten und das aus verschiedenen Gründen nicht tun."

Tatsächlich stagnieren die Downloadzahlen. 16 Millionen Downloads sind ordentlich, doch in Umfragen hatten vor dem App-Start rund 50 Prozent der Befragten angegeben, dass sie die Anwendung installieren würden. Das wären hochgerechnet eher 30 bis 40 Millionen Downloads. Aus Entwicklerkreisen ist zudem zu hören, dass acht Prozent der Downloads Zweitinstallationen seien, drei Prozent Installationen im Ausland. Die Bewertungen der App sind in den App-Stores von anfänglich über vier auf etwa 3,5 Sterne durchschnittlich gesunken.

Öffentliche Kritik ist dennoch selten, auch die Opposition im Bundestag hält sich zurück. Die App werde zu Recht gelobt, sagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Manuel Höferlin. Die Regierung ruhe sich aber zu sehr auf dem Lob aus, die App müsse nun zügig für noch mehr Menschen verfügbar gemacht werden. Vor allem müsse die App im Hinblick auf die Ferienzeit in der Lage sein, mit anderen europäischen Apps zu interagieren, zumindest mit denen, die ebenfalls auf eine dezentrale Softwarearchitektur setzen. Daran arbeitet derzeit die Europäische Kommission.

Doch die Verbreitung ist nur das eine, auch inhaltlich gibt es noch genügend Verbesserungspotenzial. Vor allem unlogisches Design ("Die App ist 14 von 14 Tagen aktiv") oder kaum zu durchschauende Fehlermeldungen führen zu Kritik und Verunsicherung bei Nutzern. Die gute Nachricht: Den Entwicklern zufolge funktioniert die App dennoch in den meisten Fällen, wie sie soll, die Fehlermeldungen sollen mit App-Updates nach und nach beseitigt werden.

Wie gut die App ihre Kernaufgabe erfüllt, lässt sich nur schätzen. Wer in einem Labor positiv getestet wurde, erhält nach einem Anruf bei einer Hotline eine sogenannte TeleTAN und kann diese in die Corona-App eingeben. Laut RKI wurden bisher mehr als 500 TeleTANs generiert. Wie viele Nutzer sie tatsächlich in die App eingegeben und so für Warnmeldungen gesorgt haben, ist unbekannt - aus Datenschutzgründen. Informatiker Tillmann ist dennoch zufrieden: "Da die App keine Risiken und Nebenwirkungen hat und die Handy-Batterie nicht stark beansprucht wird, ist jeder einzelne über die App gemeldete Fall ein Gewinn."

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