Corona-Warn-App:Sie ist so frei

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Die Corona-Warn-App auf einem Smartphone. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Die Corona-Warn-App gibt es nun auch in einer völlig quelloffenen Variante - allerdings nur für Android-Nutzer. Programmiert haben sie vier deutsche Entwickler.

Von Helmut Martin-Jung, München

Die deutsche Corona-Warn-App ist, was den Datenschutz angeht, eigentlich vorbildlich. Doch besser geht immer. Denn der Austausch der Geräteschlüssel mit dem Funkstandard Bluetooth geschieht über eine Schnittstelle, die im Fall der meisten Android-Handys von Google bereitgestellt wird. Das schloss Nutzer aus, die keine Google-Dienste auf ihrem Gerät haben wollen oder können. Zudem ist der Quellcode der Schnittstelle nicht wie derjenige der App frei einsehbar.

Vier deutsche Programmierer haben dazu nun eine Alternative geschaffen. Sie pflanzten der offiziellen App eine eigene, quelloffene Komponente ein, genannt MicroG. Diese sorgt dafür, dass Nutzer gewarnt werden, wenn sie Kontakt zu einem Infizierten hatten, der dies auch in der App gemeldet hat.

MicroG gab es schon länger als Einzellösung, allerdings kam die Installation nicht für jeden in Frage. Deshalb nun die Integration in die offizielle App. Diese ist über den alternativen Appstore F-Droid erhältlich. F-Droid zeichnet sich dadurch aus, dass dort nur freie und quelloffene Software angeboten wird, eine Registrierung ist dafür nicht nötig.

Eine gute Nachricht ist diese Entwicklung nicht nur für Nutzer, die nicht gerne Google-Dienste nutzen, sondern auch für die Besitzer neuerer Smartphones von Huawei. Wegen des amerikanisch-chinesischen Handelsstreits darf Huawei nicht mehr Googles Android nutzen, sondern nur die Open-Source-Variante davon. Weil den Handys damit auch Googles Playstore und die Google-Dienste fehlen, konnten sie die Corona-Warn-App bisher nicht nutzen. Für iPhone-Besitzer gibt es bisher noch keine komplett freie Warn-App. Unter iOS ist es auch schwieriger, Apps abseits des offiziellen Stores zu beziehen.

Die Free Software Foundation Europe (FSFE), die die Nachricht auf ihrer Webseite verbreitet, bietet der Bundesregierung, dem Robert-Koch-Institut sowie den von diesen beauftragten Firmen SAP und T-Systems an, die Änderung in die allgemeine App zu übernehmen, im Prinzip könne die quelloffene Schnittstelle auch in Apps anderer Länder eingesetzt werden.

Die FSFE lobt zwar den generellen Ansatz der Warn-App als freie Software, erkennt in dem Fall aber auch "ein bekanntes Muster": Auch wenn die Freie-Software-Gemeinschaft Lösungen für ein Problem präsentiere, werde sie so lange abgewiesen, "bis Ehrenamtliche (...) es ohne offizielle Unterstützung selbst lösen". Die jetzt gefundene Lösung biete darüber hinaus auch die Möglichkeit, Verbesserungen einzuführen, die Googles Schnittstelle nicht ermögliche, so die FSFE. So könne beispielsweise auch die Uhrzeit der Begegnung erfasst werden, was den Gesundheitsämtern beim Ermitteln von Clustern oder Hotspots helfen könnte.

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