Corona-Impfstoff:Europa bestellt bei Curevac

Es geht um den Kauf von bis zu 405 Millionen Impfstoffdosen. Für das Tübinger Unternehmen ist es der erste Lieferauftrag. Weltweit sichern sich Regierungen große Lieferungen.

Die Europäische Union will sich den potenziellen Corona-Impfstoff des Tübinger Biotech-Unternehmens Curevac sichern. Die EU-Kommission schloss am Donnerstag Sondierungsgespräche mit Curevac ab. Dabei geht es um den Kauf von zunächst 225 Millionen Impfstoffdosen und die Option auf weitere 180 Millionen. Der Vertrag würde es allen 27 Mitgliedstaaten erlauben, den Impfstoff zu kaufen sowie diesen an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu spenden oder in andere europäische Länder zu geben. Für Curevac wäre es der erste Liefervertrag.

Die EU-Kommission führt zudem Gespräche mit anderen Impfstoffherstellern. Beim Pharmakonzern Astra Zeneca, er hat sich mit der Universität Oxford verbündet, hat sich die EU bereits den Kauf von 300 Millionen Einheiten gesichert, mit der Option zum Kauf von weiteren 100 Millionen. Mit Sanofi und Glaxo Smith Kline sowie dem US-Arzneimittelhersteller Johnson & Johnson wurden Sondierungsgespräche geführt. Sie haben bereits Bestellungen aus den USA und Großbritannien. Weltweit haben mittlerweile Regierungen weit mehr als eine Milliarde Dosen bei verschiedenen Anbietern bestellt für insgesamt mehrere Milliarden Dollar.

Der Impfstoffkandidat von Curevac befindet sich derzeit in der ersten Phase der klinischen Entwicklung und wird an gesunden Erwachsenen in Deutschland und Belgien getestet. Mit ersten Ergebnissen rechnet das Unternehmen Anfang des vierten Quartals. Eine große Wirksamkeitsstudie könnten dann im Laufe des vierten Quartals starten. "Unter Annahme von potenziell positiven Ergebnissen unserer laufenden klinischen Studien und der nachfolgenden Genehmigung durch die regulatorischen Behörden sind wir fest entschlossen, unseren Impfstoff breitflächig zur Verfügung zu stellen", sagte Curevac-Chef Franz-Werner Haas. Er schließt eine beschleunigte Zulassung des Impfstoffes nicht aus, nach bisheriger Planung ist die Zulassung für die erste Hälfte 2021 geplant. Über Bestellungen würden Curevac mit "verschiedenen Regierungen" sprechen, hatte Haas vor ein paar Tagen in einem SZ-Interview anlässlich des Börsengangs an die US-Technologiebörse Nasdaq gesagt. Über die Förderbank KfW hält der Bund knapp 17 Prozent des Kapitals. An die Beteiligung sei kein Vorkaufsrecht für Impfstoffe geknüpft. An die Mittel aus Förderprogrammen seien allerdings bestimmte Erwartungen geknüpft. Die EU hat Curevac einen Kredit gegeben.

Das Unternehmen entwickelt wie Biontech aus Mainz und Moderna aus Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts Impfstoffe auf Basis der Boten-RNA (mRNA). Sie liefert den Bauplan für ein Viruseiweiß und provoziert im Körper eine Immunantwort. Weltweit gibt es nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO 169 Impfstoffprojekte, davon werden 30 in klinischen Studien an Menschen getestet. Zugelassen ist kein einziger Impfstoff.

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