Corona-Impfstoff:Biontech macht Gewinn

Corona-Impfstoff: In Marburg übernahm Biontech die stillgelegte Pharmafabrik von Novartis. Ein Glück für die Impfstoffproduktion. Es zeigt aber auch, dass sich die Arzneimittelproduzenten in den vergangenen Jahrzehnten aus Deutschland zurückgezogen haben.

In Marburg übernahm Biontech die stillgelegte Pharmafabrik von Novartis. Ein Glück für die Impfstoffproduktion. Es zeigt aber auch, dass sich die Arzneimittelproduzenten in den vergangenen Jahrzehnten aus Deutschland zurückgezogen haben.

(Foto: Thomas Lohnes/AFP)

Durch neues Werk in Marburg steigt die Produktionskapazität auf 2,5 Milliarden Dosen.

Von Elisabeth Dostert, Mainz

Biontech und sein US-Partner Pfizer wollen bis Ende des Jahres die Produktionskapazitäten für ihren Impfstoff gegen das Coronavirus auf bis zu 2,5 Milliarden Impfdosen ausweiten, teilte das Biotechunternehmen am Dienstag mit. Zuletzt hatten die beiden Partner ihr Produktionsziel auf 2,3 bis 2,4 von zuvor zwei Milliarden Dosen angehoben. Den Anstieg schreibt Biontech unter anderem dem neuen Werk in Marburg zu.

Bis zum 23. März hätten Biontech und Pfizer weltweit mehr als 200 Millionen Dosen ausgeliefert, sagt Vorstandschef Ugur Sahin in einem Webcast. Bis dato gebe es feste Liefervereinbarungen für 1,4 Milliarden Dosen im Wert von 9,8 Milliarden Euro. Die größte Bestellung, eine halbe Milliarde Dosen, stammt aus der EU, die eine Option auf weitere 100 Millionen Dosen hat. 300 Millionen Dosen haben die USA bestellt. Im Laufe des Jahres rechnet Sahin mit weiteren Lieferverträgen.

Als erstes Unternehmen hatte Biontech im Dezember 2020 eine Notfallzulassung der US-Zulassungsbehörde FDA erhalten. Mittlerweile hat das Vakzin in mehr als 65 Ländern eine bedingte beziehungsweise eine Notfallzulassung. Es ist das erste kommerzielle Produkt, das die 2008 gegründete Firma auf den Markt gebracht hat. Es hat, wie die Zahlen für das Jahr 2020 zeigen, die wirtschaftliche Lage dramatisch verbessert. Der Umsatz sprang auf 482,3 Millionen Euro nach knapp 109 Millionen Euro im Vorjahr. Der operative Verlust fiel von 181,5 auf 82,4 Millionen Euro. Nach Steuern weist Biontech 15,2 Millionen Euro Gewinn aus nach knapp 180 Millionen Euro Verlust im Vorjahr.

An der US-Technologiebörse Nasdaq legte die Aktie am Dienstag zum Handelsbeginn kräftig zu auf mehr als 100 Dollar. Am Montag lag der Schlusskurs noch bei knapp 96 Dollar. Seinen Höchstkurs erreichte das seit Herbst 2019 notierte Papier im Dezember vergangenen Jahres, kurz nach der Notfallzulassung in den USA, mit gut 129 Dollar.

"Unsere Arbeit ist noch nicht beendet", sagte Sahin im Webcast. Studien für schwangere Frauen älter als 18 Jahre und für Kinder, für die der Impfstoff noch nicht zugelassen ist, laufen. Covid-19 werde wahrscheinlich endemisch werden, erwartet Sahin. Das heißt, dass es immer wieder lokale Ausbrüche geben kann. Und die Immunantwort auf das Vakzin lasse mit der Zeit nach, so dass eine Auffrischung, ein sogenannter Boost, nach sechs oder neun Monaten nötig werde. Auch dann müsse beobachtet werden, wie lange nach dem Boost die Immunisierung anhalte. Möglicherweise seien auch weitere spezifische Impfstoffe nötig. Daten aus Israel zeigten, so Sahin, dass die Impfung eine Infektion verhindern könne. Das sei einer der Schlüsselfaktor, um neue Mutanten zu verhindern.

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