Nach Corona:Pfunde aus dem Lockdown

Corona-Fragen

Eine Frage, eine Antwort: Haben die Menschen im Corona-Jahr zugenommen, und folgt jetzt ein Boom der Abnehm-Produkte?

Von Elisa von Grafenstein

Die Fitnessstudios geschlossen, die Turnhallen ebenso, der Weg zur Arbeit fällt auch noch weg. Und selbst wenn der Frühling mitspielen würde: Nicht mal draußen auf der Wiese waren in den vergangenen Monaten Kontaktsportarten wie Volleyball erlaubt. Dazu kommt der allgemeine Corona-Frust, der sich bei so manchem in gesteigertem Appetit äußert. Kein Wunder also, dass sich viele über Gewichtszunahme beklagen. Auch im Netz liegt das kollektive virtuelle Body-Shaming mit mehr oder weniger lustigen Memes im Trend. In den USA gibt es für die neuen Kilos sogar ein geflügeltes Wort: "Quarantine 15", abgleitet von "Freshman 15". So werden die 15 Pfund bezeichnet, die ein Student dem Volksmund nach in seinem ersten Jahr am College zulegt. Die Gründe: zu viel Alkohol, Bewegungsmangel, ungesundes Essen und Stress. Lässt sich wunderbar übertragen.

Tatsächlich bestätigen Umfragen und Studien, dass die Deutschen in der Pandemie zugenommen haben. "Da kommt ein Problem auf uns zu, das uns sicher bald stärker beschäftigen wird", sagt Hans Hauner, Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der TU München. Andere Studien zeigen wiederum, dass die Deutschen mehr Wert auf gesunde Ernährung legen. Wobei viele auch auf Hilfsmittelchen setzen: Der Umsatz mit Nahrungsergänzungsmitteln in Apotheken stieg im ersten Halbjahr 2020 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr, 2019 lag er bei rund 2,2 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Verkauf in Lebensmittelläden und Drogerien.

Abnehmen mit kleinen Tricks

Knapp 1,7 Millionen Menschen gaben vergangenen Sommer an, dass sie zuletzt rezeptfreie Abnehm-Mittel genommen hatten.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Folgt auf den Couch-Winter nun also der Boom der Abnehm-Industrie? Der Markt dafür ist groß, anhand der Daten lässt sich das aber noch nicht eindeutig sagen. Schon in normalen Zeiten gehört der Wunsch abzuspecken aber zu den häufigsten guten Vorsätzen. Und mehr als die Hälfte der Deutschen hat schon mindestens eine Diät ausprobiert. Im ersten Corona-Sommer gaben bei einer Befragung rund 1,66 Millionen Personen an, in den vergangenen drei Monaten rezeptfreie Mittel zum Abnehmen verwendet zu haben, immerhin knapp 18 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Ernährungsexperten und Verbraucherschützer sehen solche Schlankheitsmittel skeptisch, vor allem, wenn die Hersteller versprechen, dass sie ohne jedes Zutun das Fett nur so verbrennen. Auf der Seite der Verbraucherzentrale gibt es eine Checkliste, wie man seriöse Anbieter erkennt. Die Experten empfehlen außerdem, beim Abnehmen immer auf ein gutes Gleichgewicht aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie zu achten.

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