Die Checkin-App "Luca" und die Corona-Warn-App des Bundes sollen in Zukunft aufeinander abgestimmt funktionieren. So sollen Covid-19-Infektionscluster für die Gesundheitsämter leichter nachzuverfolgen sein. Aus dem Bundesgesundheitsministerium heißt es: "Wir arbeiten daran, dass beide Systeme die QR-Codes erkennen, die man bei Veranstaltungen einscannen soll."
Die Bundes-App warnt bislang zwar Menschen, die Infizierten zu nahe gekommen sind, aber sie kann nicht erkennen, wenn Personen sich auf derselben Veranstaltung aufgehalten haben, ohne in unmittelbarer Nähe zueinander zu stehen. Zudem ist sie nicht an die Gesundheitsämter angebunden. Über Luca können diese erfahren, wer auf einer bestimmten Veranstaltung war und ihn kontaktieren.
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Für Göring-Eckardt sind strengere Maßnahmen "unausweichlich". Sie kritisiert zudem, dass die Idee von Modellprojekten "missbraucht" werde. Tierärzte wollen beim Impfen helfen. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 134,4.
So genannte Checkin-Apps sollen den Besuch von Restaurants, Geschäften und Konzerten in der Pandemie ermöglichen, indem sie den Ämtern die Kontaktverfolgung erleichtern. Wer ein Geschäft betritt, scannt mit dem Smartphone einen QR-Code, den der Inhaber ausgehängt hat. Sollte sich einer der Besucher im Nachhinein als infiziert herausstellen, kann das Gesundheitsamt über die App alle anderen Personen finden, die zum entsprechenden Zeitpunkt mit dem Infizierten vor Ort waren.
Aus dem Bundesgesundheitsministerium heißt es, die Corona-Warn-App solle "im Laufe des April um diese Funktionen erweitert werden". Der Bund bevorzugt damit eine von vielen Checkin-Apps auf dem Markt. Der Luca-App des Unternehmens Nexenio verschaffte vor allem der Rapper Smudo von den Fantastischen Vier Medienpräsenz. Die Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern haben die Lizenz für die App schon eingekauft. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer erklärte am Dienstag, sie wolle Luca gemeinsam mit neun anderen Ländern einsetzen.
Die nationale Corona-App ist anders aufgebaut als Luca. Über sie kann der Staat Nutzer nicht identifizieren. Im April soll sie eine eigene Möglichkeit zur Eventregistrierung erhalten, die aber eben ohne Identifizierung der Nutzer auskommt. Dann sollen auch mit der Bundes-App QR-Codes gescannt werden können, wenn man eine Veranstaltung besucht.
Über die App ließen sich Veranstaltungsorte in Echtzeit überwachen
Im Zuge der Integration soll laut Ministerium aber ein Dschungel aus QR-Codes an den Wänden von Bars und Konzertsälen vermieden werden: "Man scannt einen QR-Code ein und hat die Möglichkeit, diesen auf beiden Apps zu hinterlegen." Die würden sich ergänzen: "Die anonyme Eventregistrierung der CWA ist hauptsächlich für private Events gedacht. Die Luca-App hilft, der Zettelwirtschaft in Restaurants etc. zu begegnen und bei Corona-Fällen schnell das Gesundheitsamt über weitere Kontakte zu informieren."
Allerdings wird die Kritik an Luca lauter. IT-Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne und der Radboud-Universität Nijmegen veröffentlichten am Montag eine vorläufige Analyse der Datensicherheit von Luca auf Basis des bislang von Nexenio veröffentlichten Informationen. Sie kritisieren den zentralisierten Ansatz: Wer die App kontrolliere, könne Daten der Nutzer missbrauchen "ob spontan oder unter Zwang". Die Betreiber könnten "schlussendlich Nutzer über Veranstaltungsorte hinweg verfolgen und soziale Beziehungen zwischen ihnen nachvollziehen". Ein Nachteil gegenüber der oft verdammten Zettelwirtschaft: Über die App ließen sich Veranstaltungsorte in Echtzeit überwachen. Polizei und Unternehmen könnten Interesse an solchen Daten haben. Das beträfe sensible Bereiche wie politische Veranstaltungen.
Der Quellcode der Luca-App ist im Gegensatz zu dem der Bundes-App nicht öffentlich, was IT-Sicherheitsexperten skeptisch macht. Nexenio hat versprochen, den Code am 31. März zu veröffentlichen.