Autozulieferer:Continental streicht weitere 3000 Stellen

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Die Unternehmenszentrale von Continental in Hannover. (Foto: Julian Stratenschulte/picture alliance/dpa)

Der Zulieferer verstärkt seinen Sparkurs. Um die schwächelnde Autozuliefersparte für einen Börsengang vorzubereiten, sollen zusätzliche Stellen wegfallen – vor allem im Bereich Entwicklung und Forschung. Etwa die Hälfte der betroffenen Arbeitsplätze sind in Deutschland.

Von Paulina Würminghausen

Jetzt also noch mal Tausende Jobs: Der Zulieferer Continental kommt einfach nicht aus der Krise und will weitere Stellen streichen. In der schwächelnden Autozuliefersparte sollen bis Ende 2026 weltweit 3000 Jobs in Forschung und Entwicklung wegfallen, teilte das Unternehmen mit, 1450 davon in Deutschland. Betroffen sind vor allem Hessen und Bayern, der Standort Nürnberg soll ganz schließen.

Bereits vor einem Jahr hatte der Konzern mit Sitz in Hannover angekündigt, in der Automotive-Sparte mehr als 7000 Stellen zu streichen. Das sei inzwischen zu 80 bis 90 Prozent umgesetzt, hieß es. Nun erhöht sich die Zahl also auf mehr als 10 000.

Continental begründete den erneuten Abbau mit der sich zuspitzenden Situation der Autobranche. „Die wirtschaftlichen Bedingungen haben sich eingetrübt“, sagt ein Pressesprecher von Continental Automotive. Der Umsatz wachse nicht so stark, wie man sich ausgemalt habe. Die Menschen seien durch die politisch sowie wirtschaftlich schwierigen Lage verunsichert und würden sich momentan eher kein neues Auto kaufen.

Die Probleme fingen bereits in der Corona-Pandemie an, als die Lieferketten unter Druck gerieten und zu wenige Chips vorhanden waren. So ganz erholen konnte sich die Branche davon nie. Nun zeigt sich, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten. Ziel bleibe es laut Continental, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2028 auf weniger als zehn Prozent des Umsatzes zu senken.

Nicht nur Continental trifft die Krise in der Autoindustrie: Konkurrent ZF Friedrichshafen prüfe laut Handelsblatt, das Antriebsgeschäft abzuspalten. Ein Verkauf im kommenden Jahr sei möglich. ZF wollte sich dem Bericht zufolge zum Stand interner Überlegungen nicht äußern. Man bekräftigte aber, dass strategische Kooperationen und Partnerschaften geprüft würden.

Zulieferer wie Continental und ZF Friedrichshafen stecken in einer Art Sandwichposition: Sie bekommen den Preisdruck von den Lieferanten auf der einen Seite zu spüren, auf der anderen Seite den Druck von den Herstellern. In solch „schwierigen wirtschaftlichen Zeiten“ müsse der Konzern seine Aufwände für Forschung und Entwicklung anpassen, so der Sprecher. Man wolle sich hier „effizienter“ und „wettbewerbsfähiger“ aufstellen.

220 Entwickler-Jobs sollen an dem mit 4000 Mitarbeitern größten Automotive-Standort in Frankfurt am Main wegfallen. Dort hatte Conti bereits im vergangenen Jahr Hunderte Stellen gestrichen. Ebenso viele sind es im hessischen Babenhausen mit derzeit noch rund 1800 Mitarbeitern. Die Schließung des Ingenieurs-Standorts Nürnberg betrifft dort nach Unternehmensangaben 140 Mitarbeiter. Weitere Stellen sollen unter anderem in Ingolstadt (20 von 1550) und Regensburg (40 von 3800) wegfallen.

Einen Stellenabbau gibt es auch bei der Softwaretochter Elektrobit mit Sitz in Erlangen und Standorten unter anderem in Berlin, Stuttgart und Braunschweig. Dort sollen 480 Stellen wegfallen, 330 davon in Deutschland. Nähere Angaben zu konkreten Standorten machte eine Elektrobit-Sprecherin auf Nachfrage nicht.

Von Arbeitnehmerseite gibt es heftige Kritik

Weltweit sollen rund zehn Prozent der bisher 31 000 Entwicklerstellen wegfallen. Den Abbau will Continental möglichst sozialverträglich gestalten. Ein Großteil der Stellenanpassungen solle über „natürliche Fluktuation“ erfolgen, sagt der Conti-Sprecher. Bedeutet: Wenn Stellen nachbesetzt werden, schaut man sich eher intern um als extern. Aber auch Freiwilligenprogramme sowie Stellenabbau durch Altersteilzeit und Frühverrentung seien möglich. Über Details soll nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelt werden.

Von diesen gibt es scharfe Kritik an den Plänen. „Wir sind zutiefst besorgt, dass sich die tiefen Einschnitte bei Automotive-Forschung und -Entwicklung zu einem umfassenden Kahlschlag ausweiten“, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Iglhaut laut einer Mitteilung. „Stellenabbau und Kostensenkungen um jeden Preis“ seien keine tragfähige Zukunftsstrategie. Das „gewollte Ausbluten der deutschen Standorte“ schwäche die Sparte, die Continental noch in diesem Jahr in die Eigenständigkeit entlassen will.

Continental hatte im Dezember angekündigt, die seit Jahren schwächelnde Autozuliefersparte abzuspalten und als eigenes Unternehmen an die Börse zu bringen. Die Hauptversammlung muss dem noch zustimmen, der Börsengang der Sparte unter neuem Namen soll dann bis Ende des Jahres erfolgen. Die Sparte gilt seit Langem als Sorgenkind des Konzerns und schrieb in den vergangenen Jahren immer wieder rote Zahlen.

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