Continental:Fristlos gekündigt

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Das Management des Autozulieferers greift intern hart durch: Wegen des Verdachts der "persönlichen Bereicherung" wurden mehrere Mitarbeiter in China fristlos entlassen. Es gelte eben "Nulltoleranz", erklärt ein Sprecher.

Von Max Hägler, Stuttgart

In der Theorie wussten bislang wohl alle der mehr als 200 000 Mitarbeiter bei dem Autozulieferer Continental, dass Korruption, Bestechung und Bereicherung nicht geduldet werden: Vorstandschef Elmar Degenhart führt seit seinem Amtsantritt im Jahr 2009 den Konzern von Hannover aus mit strenger Hand. Die meisten Mitarbeiter müssen Schulungen durchlaufen, oft per E-Learning am Computer. "Doch jetzt wissen alle, dass wir tatsächlich auch durchgreifen, wenn etwas schiefläuft", sagt ein Unternehmenssprecher. In China, einem der wichtigsten Absatzmärkte, sind vor einigen Wochen mehrere Mitarbeiter fristlos entlassen worden: weil sie sich persönlich bereichert haben sollen, so der offensichtlich recht starke Verdacht.

Der Konzern hat in China selbst Strafanzeige gestellt

Betroffen ist offenbar vor allem das Geschäft, das Autofahrer am ehesten von Conti kennen: die Reifen. Medienberichten zufolge soll der Leiter des Reifenvertriebs, ein Amerikaner, gemeinsam mit knapp zehn Kollegen unterschiedlicher Nationalität mutmaßlich in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Aufgeflogen sei der Fall durch interne Sicherungssysteme, bei denen Geschäfte stichprobenartig unter die Lupe genommen werden, teilte das Unternehmen mit. Wie hoch der Schaden ist, sei noch nicht genau bekannt, er halte sich für den Konzern jedoch in Grenzen. Aber darum gehe es auch nicht so sehr, sagt ein Sprecher, "sondern um das Prinzip Nulltoleranz". Nicht alles könne sofort von den firmeninternen Prüfern entdeckt werden, bei einer Organisation dieser Größe. Falls aber etwas auffalle, werde "ohne Wenn und Aber" gehandelt. Unklar ist bislang, welche strafrechtlichen Konsequenzen die Angelegenheit hat: Chinesische Behörden untersuchen die Vorwürfe, nachdem Conti entsprechende Strafanzeigen gestellt hat.

Continental gehört gemeinsam mit den deutschen Konkurrenten Bosch und ZF zu den größten Zulieferern der Autobranche weltweit und fertigt außer Reifen etwa auch Airbags, Antiblockiersysteme oder Computer für automatisiertes Fahren. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz des in Niedersachsen ansässigen Dax-Konzerns etwa 34,5 Milliarden Euro. Die sogenannte Compliance-Abteilung, die sich darum kümmert, dass Regeln und Gesetze befolgt werden, und die diesen Fall offenbar entdeckt hat, arbeitet von Frankfurt aus.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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