Unternehmen:Continental will Autozuliefer-Geschäft abspalten

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Die Abspaltung des Unternehmensbereichs Automotive werde bereits vorbereitet, heißt es. (Foto: Moritz Frankenberg/dpa)

Das neue Unternehmen soll kommendes Jahr an die Börse gebracht werden. Auch der Name und der Firmensitz würden sich ändern. Continental würde so quasi halbiert.

Von Christina Kunkel

Die meisten Menschen verbinden mit dem Namen Continental in erster Linie Autoreifen. Doch den größten Umsatz macht der Dax-Konzern aus Hannover bislang mit Autoelektronik. Diese Sparte namens Automotive will Continental nun abspalten und im kommenden Jahr an die Börse bringen. Das teilte der Konzern am Montag mit. Die Abspaltung des Unternehmensbereichs Automotive werde bereits vorbereitet, eine Vorentscheidung solle im Herbst fallen.

Continental würde damit praktisch halbiert: Die Sparte Automotive kam 2023 auf 20,3 Milliarden Euro Umsatz und beschäftigte etwa 100 000 Mitarbeiter. Das Reifen- und Kunststoff-Geschäft (Contitech) machte 20,8 Milliarden Umsatz und hat eine ähnliche Mitarbeiterzahl. Doch ausgerechnet das wichtigste Geschäft als Autozulieferer bereitete dem Konzern in den vergangenen Jahren die größten Probleme. Dort verkauft Conti unter anderem Fahrerassistenzsysteme, Sensoren oder Displays an Autohersteller. Allerdings macht dem Unternehmen wie vielen anderen deutschen Zulieferern die Konkurrenz aus China sowie die gesunkenen Absatzzahlen der Autohersteller zu schaffen.

Die Automotive-Sparte brachte im vergangenen Jahr eine operative Umsatzrendite von weniger als fünf Prozent. Dagegen kam das Reifengeschäft auf gut 18 Prozent und Contitech auf mehr als zehn Prozent. Der Automotive-Sparte ist es seit dem Auto-Boomjahr 2018 nicht mehr gelungen, schwarze Zahlen zu erwirtschaften. Das wirtschaftliche Umfeld sei im vergangenen halben Jahr noch einmal unberechenbarer geworden, sagte Conti-Chef Nikolai Setzer. Er nannte die regional sehr unterschiedliche Nachfrage nach E-Autos und die neuen Autozölle der EU auf China-Importe als Beispiele. Mit einer eigenständigen Automotive-Sparte will das Unternehmen flexibler und schneller auf solche Entwicklungen reagieren können.

Bis Ende 2025 könnten zwei getrennte Gesellschaften börsennotiert sein

Die Pläne sind offenbar schon recht konkret. Continental skizzierte jedenfalls bereits den Zeitplan: Der Aufsichtsrat sei am Montag informiert worden, im vierten Quartal solle das Ergebnis einer genauen Prüfung vorgelegt werden. Auf deren Basis werde der Vorstand entscheiden. Die Hauptversammlung am 25. April 2025 könnte über die Aufspaltung entscheiden. Bis Ende 2025 wären dann zwei getrennte Gesellschaften börsennotiert. Wichtig sei Conti-Chef Setzer zufolge: „Das alles wird nur dann funktionieren, wenn Automotive performt.“ Das neue Unternehmen müsse kapitalmarktfähig sein. Keine leichte Aufgabe in einer Zeit, in der Autohersteller und Zulieferer an der Börse eher zu den Verlierern gehören.

Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle stellte sich hinter den Plan: Eine Abspaltung von Automotive berge das Potenzial, Wettbewerbschancen, Agilität und Transparenz zu erhöhen. Die Sparte könne damit „ihr volles Wertschaffungs-Potenzial entfalten“. Die Continental-Aktionäre würden im Zuge der Abspaltung Anteile des neuen Unternehmens ins Depot gebucht bekommen. Die Familie Schaeffler, Mehrheitseigentümerin des gleichnamigen fränkischen Autozulieferers, hielte damit – wie an Continental – 46 Prozent der Anteile.

Bei der Abspaltung würde sich auch in der Außendarstellung einiges ändern: Der neue, reine Autozulieferer soll einen neuen Namen erhalten, der Firmensitz würde nicht mehr in der jetzigen Konzernzentrale in Hannover liegen, sondern im Rhein-Main-Gebiet. Das sagte Automotive-Chef Philipp von Hirschheydt.

Für Conti ist es nicht die erste Abspaltung. Erst vor knapp drei Jahren hatte der Konzern seine ertragsschwache Antriebssparte als Vitesco an die Börse gebracht. Anfang dieses Jahres wurde das Unternehmen zu einer deutlich höheren Bewertung an die Schaeffler AG verkauft. Zum 1. Oktober sollen die beiden Unternehmen formal verschmolzen werden.

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