Conti-Übernahme:Schaefflers Scherbenhaufen

Schaeffler hat bei der Übernahme Continentals vieles falsch gemacht. Und bis heute scheint die Familie nicht aus ihren Fehlern gelernt zu haben.

Martin Hesse

Spätestens nach der skandalösen Aufsichtsratssitzung vom Donnerstag ist klar: Der Versuch des Familienunternehmens Schaeffler, den Dax-Konzern Continental zu übernehmen, hat beiden großen Schaden zugefügt.

Schaeffler, ddp

Schaeffler hat viele Fehler gemacht - vieles rächt sich nun.

(Foto: Foto: ddp)

Schaefflers Attacke ist ein Lehrstück darüber, was man bei einer Übernahme alles falsch machen kann. Feindlich, hoch riskant und ohne Rücksicht auf unterschiedliche Firmenkulturen - so ging Schaeffler vor. All das rächt sich nun. Und das schlimmste ist: Bis heute scheint die Familie nichts aus ihren Fehlern gelernt zu haben.

Conti-Chef Neumann wiederum trägt eine Mitschuld daran, dass die Zukunft zweier Konzerne mit ihren mehr als 100.000 Mitarbeitern auf dem Spiel steht. Zwar handelte er richtig, indem er eine Kapitalerhöhung vorantrieb, um Conti in einer Phase zu stabilisieren, da sich die Finanzmärkte ein wenig erholt haben.

Er ist auch ein Getriebener der Banken, denen Conti zehn Milliarden Euro schuldet. Doch er hätte den Großaktionär Schaeffler nicht in dieser Weise öffentlich brüskieren dürfen. Sein Vorgehen irritiert auch deshalb, weil alle Seiten beteuern, auf der Ebene unterhalb des Vorstands seien sich Schaeffler und Conti zuletzt näher gekommen.

Unverantwortlich ist jedoch Schaefflers Reaktion auf Neumanns Offensive. Mit einem Frontalangriff treibt die Familie Neumann aus dem Amt, nachdem bereits sein Vorgänger und dessen Finanzvorstand gegangen sind. Weiteren personellen Aderlass kann Conti nicht verkraften.

Den Widerstand der Arbeitnehmer ignorieren Schaeffler und ihr Berater und Conti-Aufsichtsratschef Rolf Koerfer ebenso wie die Interessen der mehr als 50 Gläubigerbanken Contis.

Selbst die Vertreter der freien Aktionäre im Aufsichtsrat schütteln über Koerfers unprofessionelles Vorgehen den Kopf. Unverständlich ist, dass die Gläubigerbanken der hoch verschuldeten Schaeffler-Gruppe dem Treiben tatenlos zusehen.

Die Familie hat eine letzte Chance, weiteren Schaden abzuwenden und vielleicht doch noch eine Fusion mit Conti zu ermöglichen, die industriell durchaus sinnvoll wäre. Schaeffler muss dazu erstens auf ein Management setzen, dass für die Arbeitnehmer tragbar ist und es versteht, einen Börsenkonzern zu lenken.

Zweitens sollte Schaeffler die Kapitalerhöhung rasch umsetzen - auch wenn die Familie selbst dadurch etwas an Einfluss verliert. Es geht nicht um mich, es geht um Conti, hat Neumann in der Skandalnacht betont. Das sollten auch die Schaefflers endlich verstehen.

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