Wolfgang Reitzle wird künftig den Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental führen. Der Chef des Linde-Konzerns löst den Anwalt Rolf Koerfer ab, der aber dem Gremium weiter angehören wird. Tui-Chef Michael Frenzel scheidet aus dem Aufsichtsrat aus. Koerfer ist ein Vertrauter der Familie Schaeffler, die 90 Prozent der Conti-Anteile kontrolliert. Schaeffler hatte einer Neubesetzung der Aufsichtsratsspitze mit einem neutralen Kontrolleur zugestimmt, nachdem Conti-Chef Karl-Thomas Neumann im August von dem Schaeffler-Manager Elmar Degenhardt ersetzt worden war.
Wolfgang Reitzle erhält neue Aufgaben - er soll Conti kontrollieren.
(Foto: Foto: ddp)Die Neubesetzung der beiden Spitzenämter galt als Voraussetzung dafür, den Streit zwischen Conti und Schaeffler beizulegen und den Zusammenschluss der beiden hoch verschuldeten Konzerne vorzubereiten.
Der 60-jährige Reitzle soll Mitte Oktober bei einer Aufsichtsratssitzung gewählt werden. Die ursprünglich für Ende September angepeilte Sitzung wird verschoben, um Zeit für die Suche eines neuen Finanzvorstandes zu finden. Die Zeit drängt, weil Conti die Schulden neu ordnen und möglichst noch in diesem Jahr das Kapital erhöhen möchte.
Guter Draht zu Blessing
Maria-Elisabeth Schaeffler begrüßte Reitzle als Idealbesetzung für die anstehenden Aufgaben. "Das ist ein guter Vorschlag", sagte auch der Gewerkschafter und Aufsichtsratsvize Werner Bischoff. Reitzle war einst Entwicklungschef bei BMW und kennt daher die Zuliefererbranche gut. Es folgte ein Gastspiel beim amerikanischen Konkurrenten Ford, bevor er 2002 die Branche wechselte und zu Linde ging. Reitzle sitzt derzeit in den Aufsichtsräten der Deutschen Telekom und des Gabelstaplerherstellers Kion. In der Branche hieß es, dass er diesen Posten vermutlich aufgibt, um sich ganz seiner Aufgabe bei Conti zu widmen.
Eine wichtige Rolle bei der Berufung des 60-Jährigen hat die Commerzbank gespielt. Sie ist mit Krediten über fünf Milliarden Euro größter Gläubiger von Schaeffler. Es heißt, Commerzbank-Chef Martin Blessing habe einen guten Draht zu Reitzle. Die Conti-Eigentümer mussten einen neuen Aufsichtsratschef finden, nachdem es Ende Juli in einer Sitzung des Kontrollgremiums zu einem Eklat gekommen war.
Koerfer hatte versucht, Conti-Chef Neumann zu stürzen, war aber zunächst am Widerstand der Arbeitnehmerseite gescheitert. Schließlich erkaufte sich Schaeffler die Zustimmung des Aufsichtsrates zur Ablösung Neumanns damit, dass sie Koerfer von der Spitze des Gremiums zurückzog. Aus dem Kreise der Conti-Banken hieß es ebenfalls, Reitzle sei ein guter Name.