Consumer Electronics Show:Microsoft: Ein bisschen Tablet

Microsoft-Chef Ballmer kündigt an, gemeinsam mit Hewlett Packard 40 ultraflache Tablet-PCs zu entwickeln. Doch die Branche wartet auf den Schachzug des schärfsten Konkurrenten.

Johannes Kuhn

In den letzten 24 Stunden vor der Eröffnung der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas waren die Gerüchte noch einmal hochgekocht: Microsofts Chef Steve Ballmer, so berichtete die New York Times, würde in seiner Eröffnungspräsentation einen eigenen Tablet-PC vorstellen.

Consumer Electronics Show: Vorbild Schiefertafel: Steve Ballmer mit Tablet-PC

Vorbild Schiefertafel: Steve Ballmer mit Tablet-PC

(Foto: Foto: AP)

Tablets sind ultraflache Computer im Taschenformat, die per Touchscreen bedienbar sind. Mit den Klein-PCs sollen Nutzer vor allem unterwegs im Internet surfen, Filme und Fernsehshows anschauen, Computerspiele spielen sowie elektronische Bücher und Zeitungen lesen können.

Da die Branche erwartet, dass Apple Ende Januar mit seinem iSlate ein solches Gerät vorstellen wird, wäre ein Microsoft-Tablet schlicht eine Sensation gewesen - ein Coup, der bewiesen hätte, dass das Unternehmen aus Redmont in diesem Bereich eine Vorreiterrolle übernehmen möchte.

Doch die erhoffte Sensation blieb aus: Mit 26 Minuten Verspätung - ein Stromausfall in der Halle hatte für die Verzögerung gesorgt - stieg Ballmer an diesem Mittwoch auf die Bühne. Die Präsentation vor den 3500 Zuschauern bot wenig Neues, Ballmer referierte über den Erfolg von Windows 7, das sich so schnell wie kein anderes Microsoft-Betriebssystem verkaufte, präsentierte Produkte, die mit dem System arbeiten.

Auf einem Tisch waren auch drei Tablets aufgebaut: "Ein tolles kleines Produkt", preiste Ballmer die neuen Geräte an, die er "Slate-PCs" nennt, was übersetzt so viel wie "Schiefertafel-PC" bedeutet. Sie alle haben Windows 7 als Betriebssystem und sollen beinahe die Rechenstärke eines PCs erhalten.

40 Modelle in diesem Jahr

Ballmer zeigte auch einen Prototypen von Hewlett Packard, der im Laufe des Jahres auf den Markt kommen soll. Gemeinsam mit HP will Microsoft noch in diesem Jahr 40 verschiedene Slate-Modelle weltweit entwickeln.

Die neuen Wundergeräte sollen perfekt sein, um "zu lesen, im Web zu surfen und Unterhaltung für unterwegs zu haben", sagte Ballmer, mehr war nicht zu erfahren.

Entsprechend verhalten reagieren die Technologieexperten vor Ort und im Netz. "Was wir gesehen haben, bestätigt meine schlimmsten Erwartungen: Die Standard-Microsoft-Software in Form eines Slate", sagt Paul Miller von der Technologie-Webseite Engadget der BBC. "Microsoft eröffnet die CES ohne das vielgehypte Tablet, betont vergangene Erfolge" titelt CNN.com. "Es wäre für jeden schwierig gewesen, dem Rummel der vergangenen 24 Stunden gerecht zu werden", urteilt hingegen Jason Hiner vom IT-Portal ZDNet.

Da auf der CES weitere Computerhersteller ihre Tablets präsentieren, dürften Details zu Preis und Funktionalitäten dieser Gerätegattung in den nächsten Tagen zu erwarten sein. Bereits im Jahr 2002 versuchte Microsoft, mit Tablet-PCs den Markt zu erobern - und scheiterte.

Auch Steve Ballmer dürfte deshalb gespannt auf den 27. Januar warten: Dann wird Apple Gerüchten zufolge in San Francisco seine Version des Tablet vorstellen. Dann dürfte auch klar sein, ob Microsoft auf der Höhe der Zeit agiert oder ob Apple die Maßstäbe setzt, die Windows-7-Slates von vornherein veraltet erscheinen lassen.

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