Conergy: Andreas von Zitzewitz:Auftrag zum Aufräumen

Rückkehr in die Führungsebene: Der wegen Annahme von Schmiergeld verurteilte Ex-Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz rückt in den Vorstand von Conergy auf.

D. Deckstein

Für einen Schwaben wie Andreas von Zitzewitz ist kaum etwas unangenehmer, als zur Untätigkeit verdammt zu sein. Nicht von ungefähr klagte der gebürtige Stuttgarter vor zwei Jahren, als er auf die Eröffnung des Korruptionsprozesses wartete: "Ich bin jung, kann arbeiten, darf aber nicht arbeiten. Was für eine Verschwendung von Know-how".

Conergy: Andreas von Zitzewitz: Erst wurde der ehemalige Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz wegen der Annahme von Schmiergeld verurteilt, jetzt erlebt er sein Comeback - als Vorstand bei Conergy.

Erst wurde der ehemalige Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz wegen der Annahme von Schmiergeld verurteilt, jetzt erlebt er sein Comeback - als Vorstand bei Conergy.

(Foto: Foto: dpa)

Dem Manne konnte geholfen werden, wenn auch mit etwas Zeitverzögerung. Im März 2008 hatte ihn Conergy-Chef und Mitbegründer Dieter Ammer als Entwicklungs- und Vermarktungsleiter zur Conergy-Tochter Solarmodule geholt, neun Monate später rückt von Zitzewitz in den Conergy-Vorstand auf. Von Januar an wird der 48-Jährige dort für Produktion, Einkauf und Logistik verantwortlich zeichnen.

Eigentlich hatte von Zitzewitz nur ein Jahr lang "das Abenteuer" bei einem der größten Anbieter regenerativer Energiesysteme in Europa begleiten wollen, der 2007 in finanzielle Schieflage geriet und obendrein immer neue Verluste aufhäufte. Aber nun wolle er sich der "Top-Herausforderung" stellen, sagt der vorbestrafte Manager.

Immerhin ist es die große Ausnahme, wenn einem wegen der Annahme von Schmiergeld verurteilten Vorstand die Rückkehr in die oberste Führungsetage eines Unternehmens gelingt, dazu noch in die Verantwortung für das sensible Ressort Einkauf. Aber von Zitzewitz hat vielleicht sein Ruf als harter Arbeiter geholfen - und sein rasches Geständnis im Prozess um die Schmiergeld-Affäre beim Chipproduzenten Infineon.

Strafbefehl akzeptiert

Dort war von Zitzewitz bis 2005 für die Speichersparte zuständig, die später abgespalten wurde und dem Konzern als Tochter Qimonda mittlerweile große Sorgen bereitet. Damals wurde ruchbar, dass von Zitzewitz vom Schweizer Sportmarketing-Unternehmer Ralf-Udo Schneider 70.000 Euro Bestechungsgelder entgegengenommen hatte.

Im Prozess Ende 2006 akzeptierte er den Strafbefehl über ein Jahr Haft auf Bewährung sowie die Zahlung von 100.000 Euro. Zerknirscht hatte der promovierte Ingenieur, der seine Karriere 1986 als Werkstudent bei Siemens begann, vor Gericht sein Motiv für die Annahme der Schmiergelder gestanden: Seine Frau habe ihm Vorhaltungen gemacht, dass die Motorradrennen, an denen der Vater mit den beiden Zitzewitz-Söhnen mehrmals im Jahr teilnahm, große Löcher in die Familienkasse rissen.

Dafür, dass bei den Zitzewitzens nicht die blanke Geldgier herrscht, mag auch das bescheidene Reihenhäuschen im Landkreis Mühldorf am Inn sprechen, das die Familie bewohnt. Ganz im Gegensatz zu seinem Sparringspartner, dem früheren Infineon-Chef Ulrich Schumacher: Gemeinsam mit ihm hatte er einst Porsche-Rennen gefahren, aber auch mit für den abrupten Abgang Schumachers im Jahr 2004 gesorgt. Stets hatte es den vorübergehend zum Nichtstun verdammten Manager zurück in die Hightech-Großindustrie gezogen. Dass von Zitzewitz nun helfen soll, beim angeschlagenen Solarhersteller aufzuräumen, dürfte für ihn ein gewisses Déjà-vu-Erlebnis bedeuten.

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