Computer - Mainz:Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde: Neuer Rechner

Computer - Mainz: Verkabelung für Daten und Kühlung des Hochleistungsrechners sind zu sehen. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Verkabelung für Daten und Kühlung des Hochleistungsrechners sind zu sehen. Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa (Foto: dpa)

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Mainz (dpa) - Forschern in ganz Deutschland steht künftig ein neuer Hochleistungsrechner an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität (JGU) für komplexe Rechenoperationen und die Analyse großer Datenmengen zur Verfügung. Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) weihte den Rechner namens "Mogon NHR Süd-West" am Montag offiziell ein. Der Rechner, für dessen Hardware Bund und Land Rheinland-Pfalz hälftig insgesamt 7,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben, ist Teil des bundesweiten Verbundes "Nationales Hochleistungsrechnen" (NHR).

Nach Uni-Angaben ist der neue Mainzer Rechner in der Lage, pro Sekunde rund 2,8 Billiarden Rechenoperationen auszuführen - eine Billion hat 15 Nullen. Auch die Speicherkapazität des Rechners ist riesig und entspricht den Sicherheitsstandards, die es etwa bei medizinischen Forschungsprojekten mit sensiblen Patientendaten braucht.

In einem Gebäude auf dem Mainzer Uni-Campus füllt die Technik von "Mogon NHR Süd-West" mehrere Reihen an Geräteschränken, dort sind unzählige Festplatten, Grafikkarten oder Prozessoren untergebracht. Der Rechner ist etwa zehn Mal schneller und deutlich energiesparender als der Vorvorgänger "Mogon 1" und auch energiesparender als "Mogon 2", der noch eine Weile parallel weiterbetrieben wird. "Mogon 2" selbst war 2017 der schnellste Hochleistungsrechner an einer deutschen Uni und lag seinerzeit in der Liste der energieeffizientesten Supercomputer weltweit auf Position 51 - das zeigt, wie schnell die technische Entwicklung in dem Bereich voranschreitet. Der Name Mogon soll eine Anlehnung an das römische Mogontiacum sein, das ist der lateinische Namen der Stadt Mainz.

Grob gesagt kann "Mogon NHR Süd-West" etwa Simulationen für Vorgänge durchrechnen, die von extrem vielen Faktoren abhängig sind. Ein konkretes Beispiel ist im Fachbereich Physik in Mainz die Berechnung von Wechselwirkungen zwischen chemischen und physikalischen Prozessen im Klimasystem der Erde - also etwa Auswirkungen von Wolken und Niederschlag. Ein anderes Beispiel sind Kalkulationen zu geodynamischen Prozessen etwa an Rändern von Kontinentalplatten oder an Vulkanen. In Mainz wurde auch schon simuliert, wie Lipide, also Transporteure von Boten-RNA (mRNA), die bei Corona-Impfstoffen zum Einsatz kommen, an Zellen andocken und wie mRNA in Zellen gelangt.  

"Der Einsatz von Hochleistungsrechnern ist in vielen Forschungsbereichen aufgrund großer Datenmengen und aufwendiger Simulationsberechnungen längst unverzichtbar geworden", betonte Minister Hoch. Der Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der JGU, Stefan Müller-Stach, verwies auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb unter Hochschulen, das zeige sich gerade auf dem Feld der Datenverarbeitung.

Im Teil-Verbund NHR Südwest habe sich die JGU, die Frankfurter Goethe-Universität, die Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau und die Universität des Saarlandes zusammengeschlossen.

© dpa-infocom, dpa:230313-99-939275/3

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