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Computer:Blackberry kauft "Merkel-Phone"-Entwickler Secusmart

New York (dpa) - Sicherheit "Made in Germany" ist das Verkaufsargument des Düsseldorfer Verschlüsselungs-Spezialisten Secusmart. Jetzt wird das Versprechen etwas aufgeweicht: Secusmart wird vom Smartphone-Pionier Blackberry gekauft und bekommt damit eine kanadische Konzernmutter.

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New York (dpa) - Sicherheit "Made in Germany" ist das Verkaufsargument des Düsseldorfer Verschlüsselungs-Spezialisten Secusmart. Jetzt wird das Versprechen etwas aufgeweicht: Secusmart wird vom Smartphone-Pionier Blackberry gekauft und bekommt damit eine kanadische Konzernmutter.

Der Düsseldorfer Verschlüsselungsspezialist Secusmart, dessen Technologie auch in Handys der Bundesregierung steckt, wird vom Smartphone-Pionier Blackberry übernommen. Ob dies Folgen für die Zukunft des "Merkel-Phone" für ranghohe Beamte haben könnte, blieb zunächst offen. Secusmart werde auch unter dem Dach von Blackberry eine deutsche GmbH mit Sitz in Deutschland bleiben, sagte Secusmart-Geschäftsführer Hans-Christoph Quelle am Dienstag der dpa. Die Verbindung mit Blackberry sei eine Chance, das internationale Geschäft auszubauen. Zudem bekomme Secusmart Zugang zu den Entwicklungs-Ressourcen von Blackberry. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

Secusmart ist ein Spezialist für Sprachverschlüsselung. Das Unternehmen rüstet seit vergangenem Jahr zusammen mit Blackberry auch die Bundesregierung aus. Die als "Merkel-Phone" vorgestellten Geräte kommen von dem Smartphone-Hersteller aus Kanada, die Software darauf von den Düsseldorfern. Secusmart-Chef Quelle geht davon aus, dass sich daran auch mit einer kanadischen Secusmart-Mutter nichts ändern muss. Die Kryptokarten für die Verschlüsselung kommen vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Auch die Deutsche Telekom versorgt deutsche Behörden mit abgesicherten Smartphones, sie nutzt als Basis Samsung-Geräte.

Blackberry hatte einst den Smartphone-Markt geprägt, verlor jedoch den Anschluss an Rivalen wie Samsung und Apple mit seinem iPhone. Der Marktanteil rutschte in den einstelligen Prozentbereich ab, hohe Verluste verstärkten Zweifel am Überleben des Konzerns. Der seit vergangenem Herbst amtierende Konzernchef John Chen versucht, das Ruder vor allem mit einem Fokus auf Firmenkunden und Regierungen herumzureißen. Mit Secusmart kann Blackberry sein eigenes Angebot an sicheren Kommunikationswegen um verschlüsselte Gespräche ergänzen. Chen betonte, die Unternehmen legten verstärkten Wert auf sichere Kommunikation.

Secusmart hatte zuletzt im März eine Kooperation mit dem Telekom-Riesen Vodafone angekündigt, um verschlüsselte Telefongespräche auf den Massenmarkt zu bringen. Die Idee dabei ist, verschlüsselte Telefonate über eine App auf verschiedenen Smartphone-Plattformen anzubieten. Andere Anbieter haben ebenfalls solche Verschlüsselungs-Apps im Programm.

Verschlüsselung war nach den Enthüllungen um ausufernde Spionage der Geheimdienste, allen voran der amerikanischen NSA, in den Vordergrund gerückt. Im vergangenen Herbst sorgten Berichte für Aufsehen, wonach ein Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel jahrelang vom US-Geheimdienst abgehört worden sein soll. Dabei handelte es sich um Merkels Privathandy. Secusmart betonte stets, die Verschlüsselung der neuen Regierungshandys sei sicher. Auch Blackberry hatte wiederholt Berichte zurückgewiesen, die NSA habe einige Sicherheitsmechanismen des Konzerns geknackt.

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