Ein Zufall war es wohl nicht, dass Unicredit und Commerzbank am Mittwoch zeitgleich ihre Quartalszahlen veröffentlicht haben. Während Unicredit die Aktienmärkte erfreute, war das Echo bei der Commerzbank indes eher mau, was die Abwehr der Frankfurter gegen die drohende Übernahme erschweren könnte. Im Sommerquartal jedenfalls verdiente die Commerzbank etwas weniger. Ein geringerer Zinsüberschuss und eine gestiegene Risikovorsorge für Kreditausfälle schmälerten den Konzerngewinn von Juli bis September 2024 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 6,2 Prozent auf 642 Millionen Euro. Das lag zwar über den Schätzungen der Analysten. Für das Gesamtjahr 2024 peilt die Commerzbank außerdem weiterhin einen Konzerngewinn von rund 2,4 Milliarden Euro und damit ein höheres Ergebnis als 2023 an. Am Aktienmarkt kamen die Zahlen dennoch nicht gut an. Die Aktie fiel trotz des starken Gesamtmarktes um mehr als ein Prozent.
Aufwärts ging es hingegen für die Aktien der italienischen Bank Unicredit, die am Mittwoch ebenfalls Quartalszahlen veröffentlichte und gleichzeitig Bedenken in Deutschland wegen einer möglichen Übernahme der Commerzbank zu beruhigen versuchte. Der Trend in der Branche bedeute, „dass einige schwierige Entscheidungen nötig wären“, hieß es in einer Präsentation zu den Quartalszahlen am Mittwoch. Unicredit sei aber bekannt dafür, diese in konstruktiver Weise mit den Arbeitnehmervertretern zu managen. Zur Frage, ob die Autonomie der Commerzbank gefährdet wäre, hieß es in der Präsentation, Unicredit habe eine zentrale Strategie, aber bei der deutschen Unicredit-Tochter HypoVereinsbank würden alle relevanten Entscheidungen in Deutschland getroffen.
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Unicredit hat ein Auge auf die Commerzbank geworfen und über Aktien und Derivate bereits einen Anteil von 21 Prozent an dem deutschen Kreditinstitut aufgebaut. Die Commerzbank will aber unabhängig bleiben, die Gewerkschaften befürchten im Falle einer Übernahme einen Stellenabbau. Der Weg zu einer Commerzbank-Übernahme sei ein langer, sagte Unicredit-Chef Andrea Orcel am Mittwoch dem Sender CNBC. Kurzfristig werde es da keinen Abschluss geben. Die Unicredit habe weiter zwei Optionen, hieß es: Das Engagement bei der Commerzbank ausbauen bis zu einem Zusammenschluss, wenn die Bedingungen stimmten. Oder den Commerzbank-Anteil abbauen und dabei „hoffentlich einen deutlichen Gewinn“ erzielen.
Unicredit habe nun außerdem kurzfristig ein „Investorengespräch“ mit der Commerzbank-Führung angemeldet, sagte Commerzbank-Chefin Orlopp. Das dürfte allerdings eher ein Informationsgespräch zu den Quartalszahlen sein, worauf große Investoren grundsätzlich Anspruch haben. Wie es nun weitergeht mit der Übernahme, hängt wohl in erster Linie von der Bankenaufsicht der EZB ab, die den Deal genehmigen muss, sofern Unicredit genauere Vorstellungen präsentiert. Die Bundesregierung klingt inzwischen nicht mehr ganz so ablehnend, was die Pläne der Italiener anbelangt. Die Chefin der EZB-Bankenaufsicht, Claudia Buch, sieht auch generell kein Risiko für den deutschen Mittelstand durch die Übernahme einheimischer Banken durch ausländische Institute. „Die Bedenken, die ich manchmal höre, sind nicht gut begründet“, sagte sie in einem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Interview der Zeitungen Handelsblatt und anderen europäischen Medien.