Mit zwölf Prozent ist der deutsche Staat noch an der Commerzbank beteiligt. Geht es nach der Bank, sollte der Bund diese Beteiligung behalten. „Wir brauchen erstmal Ruhe. Wir sind alle doch sehr überrascht worden von dem Vorgang“, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp.
Orlopp spielt auf die Unicredit an. Die italienische Großbank, die in Deutschland bereits mit der Marke Hypo Vereinsbank auf dem Markt präsent ist, hatte vergangene Woche überraschend bekannt gegeben, neun Prozent an der Commerzbank erworben zu haben. Die Hälfte kaufte sie dabei vom Bund. Dieser wiederum hatte vor zwei Wochen angekündigt, den 16,5-Prozent-Staatsanteil an der Commerzbank privatisieren zu wollen.
Ungewöhnlicherweise gingen in der ersten vom Bund initiierten Auktion wegen sehr hoher Offerten der Italiener alle Aktien an Unicredit, der Bund fühlte sich überrumpelt. Im Falle eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank könnte ein europäischer Bank-Riese entstehen, der einen Marktwert von fast 74 Milliarden Euro erreicht.
Finanzchefin Orlopp betonte, die Commerzbank sei auch eigenständig auf einem guten Weg. Die Trendwende sei geschafft, die Finanzkennziffern hätten sich deutlich verbessert. Kommende Woche trifft sich Deutschlands zweitgrößte Bank zu einer turnusmäßigen Strategiesitzung, auf der es um die Jahre bis 2027 geht. „Immer, wenn Optionen auf dem Tisch liegen, werden wir die bewerten“, sagt Orlopp. Dies werde aus Sicht aller Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden geschehen.
Führt Orlopp die Gespräche mit Unicredit?
Bei der Commerzbank dürfte Insidern zufolge nun ohnehin Orlopp die Gespräche mit Unicredit führen. Vorstandschef Manfred Knof hatte letzte Woche bekannt gegeben, seinen 2025 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Möglicherweise gibt er die Verantwortung nun schon früher ab. Die Entscheidung darüber könne bereits am kommenden Dienstag fallen, wenn der Aufsichtsrat und das Management der Commerzbank zu einer zweitägigen Sitzung in der Nähe von Frankfurt zusammenkommen, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Auf dem Treffen soll über die Konzernstrategie und die Reaktion der Bank auf den Vorstoß von Unicredit gesprochen werden. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.
Das FDP-geführte Finanzministerium dementierte einen Bericht der Finanzagentur Bloomberg, nach dem geplant sei, weitere Anteile an der Commerzbank zu verkaufen. Das treffe nicht zu, sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage. Die Bundesregierung werde „die entstandene Lage gründlich analysieren und zu gegebener Zeit Entscheidungen über das weitere Vorgehen treffen.“
Reuters hatte vergangene Woche berichtet, formal stehe zwar der Beschluss noch, die Beteiligung des Bundes an der Commerzbank schrittweise abbauen zu wollen. Der plötzliche Einstieg der Italiener habe die Lage aber verändert, weswegen zunächst keine Verkäufe zu erwarten seien.
Commerzbank-Chef Manfred Knof hatte sich am Montag zurückhaltend zu einer möglichen Fusion geäußert. Die Commerzbank sei stark und halte an ihrer Strategie fest, profitabler zu werden. Es habe aber Kontakt mit Unicredit gegeben. Laut Handelsblatt erwägt die Commerzbank, Knof vorzeitig auszutauschen. Eine Entscheidung dazu sei aber noch nicht gefallen, so die Zeitung unter Berufung auf mehrere Insider. Die Bank lehnt eine Stellungnahme ab. Das Geldhaus hatte vergangene Woche überraschend mitgeteilt, Knof werde nach Ablauf seines laufenden Vertrages Ende 2025 das Institut verlassen. Orlopp, die als Kandidatin für den Chefposten gilt, wollte sich nicht dazu äußern.