Banken:Commerzbank plant offenbar, bis zu 4000 Stellen zu streichen

Lesezeit: 2 Min.

Seit Monaten arbeitet das Management unter der neuen Vorstandschefin Bettina Orlopp an einer Strategie, um zu beweisen, dass die Bank dauerhaft eigenständig überleben kann. (Foto: IMAGO/Rainer Unkel)

Das Frankfurter Geldhaus will seine Kosten weiter senken und seine Eigenständigkeit gegenüber der Unicredit untermauern. Doch eine Übernahme durch die Italiener lässt sich wohl nur noch schwer verhindern.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Anzeichen verdichten sich, dass die Commerzbank mit einem weiteren größeren Stellenabbau für ihre Unabhängigkeit kämpft. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwochmorgen unter Berufung auf Insider berichtet, könnte die Bank 3000 bis 4000 Stellen abbauen – bei einer Gesamtbelegschaft von rund 42 000 Mitarbeitern. Ähnliches berichtet die Agentur Bloomberg. Das Frankfurter Geldhaus will seine Kosten weiter senken und seine Eigenständigkeit gegenüber den Übernahmeavancen der italienischen Unicredit untermauern. Der Aufsichtsrat der Bank werde die Pläne am Mittwoch in einer ganztägigen Sitzung mit dem Management erörtern, bevor die Strategie am Donnerstag vorgestellt werden soll. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern.

Seit Monaten arbeitet das Management unter der neuen Vorstandschefin Bettina Orlopp an einer Strategie, um zu beweisen, dass die Bank dauerhaft eigenständig überleben kann. In der Finanzkrise musste die Commerzbank staatlich gerettet werden, seither kommt sie mehr schlecht als recht voran. Dabei half auch der Bund als Großaktionär, der gewissermaßen die schützende Hand über die Bank hielt. Als er jedoch vergangenen Herbst seinen Anteil an der Commerzbank zum Verkauf stellte, sicherte sich der italienische Bankkonzern Unicredit überraschend fast zehn Prozent der Aktien: Über Finanzinstrumente hat Unicredit inzwischen sogar Zugriff auf knapp 29 Prozent der Anteile an der Commerzbank. Unicredit strebt nun eine Übernahme an, was die Commerzbank-Führung und die Bundesregierung aber vehement ablehnen.

Eine Übernahme durch Unicredit lässt sich wohl schwer verhindern

Mit der Vorstellung ihrer Pläne an diesem Donnerstag will die Commerzbank ihren Aktionären beweisen, dass sie langfristig als eigenständiges Institut bestehen kann. In der Bankenszene gehen indes viele davon aus, dass sich eine Übernahme durch Unicredit schwer verhindern lässt – es sei denn, die neue Bundesregierung stellt sich dagegen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte versprochen, er werde die Übernahme nicht gegen den Widerstand der Bundesregierung umsetzen. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat sich zwar anfangs mit deutlichen Worten gegen die Übernahme positioniert, wiederholte seine Statements dazu allerdings seither nicht. Zugleich aber ließ er dem Vernehmen nach auch einen Brief von Andrea Orcel unbeantwortet, in dem dieser beim möglichen neuen Bundeskanzler für die Übernahme geworben hatte.

Viel deutlicher äußerte sich Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU), der diesen Mittwoch auch demonstrativ mit einem neuen „Finanzplatzkabinett“ in der Commerzbank tagt. Die Politik in Deutschland sei gegen die Übernahme, sagte Rhein am Montagabend bei einem Empfang der Deutschen Börse. „Es ist völlig egal, wer dieses Land regiert, wer die Bundesregierung anführt – es wird sichergestellt, dass diese Haltung Bestand hat“, sagte Rhein und unterstellte sogar, ohne dies zu untermauern, Unicredit habe sich beim Anteilserwerb nicht an die rechtlichen Vorschriften gehalten. Er werbe daher dafür, „dass die zuständigen Stellen sich diese Vorgänge noch einmal genau anschauen“, sagte Rhein.

Unicredit-Chef Orcel wiederum verschärfte diese Woche erneut seinen Ton: Anlässlich der Präsentation der Unicredit-Quartalszahlen sagte er am Dienstag, er könne innerhalb der kommenden drei bis fünf Quartale über ein Kaufangebot für die Commerzbank entscheiden. Er sei optimistisch, dass man mit konstruktiven Gesprächen ein gutes Ergebnis erreichen könne. Im Fall eines Übernahmeangebots müsse man noch weitere neun Monate für den Abschluss des Deals hinzurechnen. Zugleich kritisierte Orcel die Informationspolitik der Commerzbank. Er bekomme nur unzureichende Informationen über den Teil der Bank, in dem die zentralen Funktionen angesiedelt seien. Das werfe Fragen zu Transparenz und Risiko und nach der wahren Effizienz und Profitabilität der Commerzbank auf. Auch über Technologie- und Datenfragen sowie den Stand der Integration früherer Zukäufe wie der Dresdner Bank wünsche man sich mehr Klarheit, ebenso über die Glaubwürdigkeit der neuen Geschäftsziele, zumal einige der früheren Ziele verfehlt worden seien. Solche und ähnliche Fragen wird die Commerzbank-Führung am Donnerstag wohl auch beantworten müssen, ebenso wie zum geplanten Stellenabbau.

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