Commerzbank in der Krise:Blessing verzichtet auf Bonus - nach Gehaltssprung

Commerzbank - Martin Blessing

Commerzbank-Chef Martin Blessing steht in der Kritik.

(Foto: dpa)

Wegbrechende Gewinne, Tausende Arbeitsplätze gestrichen, höheres Gehalt für den Vorstand: Commerzbank-Chef Blessing steht in der Kritik. Er verzichtet demonstrativ auf seinen Bonus. Das fällt ihm leicht, weil sein Gehalt sich ja eben erst verdoppelt hat.

Die Commerzbank ist fast zurück auf null. Nach einem katastrophalen vierten Quartal schrumpfte der Gewinn für das Gesamtjahr 2012 auf gerade einmal sechs Millionen Euro - von mehr als 600 Millionen Euro im Vorjahr. Bis zu 6000 Stellen sollen in den kommenden Jahren wegfallen, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Angesichts solcher Zahlen versucht Bankchef Martin Blessing es mit demonstrativer Bescheidenheit: Er habe auf seinen Bonus verzichtet, wie Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller mitteilte. Insgesamt werden die Boni für das vergangene Jahr um 17 Prozent reduziert, bei den Investmentbankern sogar um 20 Prozent.

Die Verluste summierten sich im Schlussquartal auf mehr als 700 Millionen Euro. Mit ihren elf Millionen Privatkunden verdiente die Bank im Gesamtjahr nur noch 245 Millionen Euro - der operative Gewinn der Sparte brach damit um die Hälfte ein.

Müller lobte Blessings Verzicht auf den Bonus als "sehr ehrenwerte Entscheidung". Der Vorstandschef kann allerdings mit einem deutlich höheren Fixgehalt rechnen, denn das ist seit 2012 nicht mehr auf eine halbe Million Euro gedeckelt. Institute, die wie die Commerzbank in der Finanzkrise vom Staat gerettet werden mussten, durften ihren Chefs bis 2011 keine hohen Gehälter mehr zahlen. Nun wurde Blessings Salär aber wieder mehr als verdoppelt.

In der Politik stößt die Gehaltserhöhung von Blessing auf massive Kritik. Der Vorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, sagte dem Handelsblatt: "Wer als Banker immer noch die Deckelung von Vorstandsgehältern ablehnt und gleichzeitig Arbeitsplätze abbaut, hat offenbar den Schuss nicht gehört."

Noch immer ist der Bund mit 25 Prozent an der Commerzbank beteiligt. Die schlechten Ergebnisse setzen Blessing daher unter Druck. Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick kritisierte, dass der Steuerzahler für sein Risiko nicht angemessen verzinst werde, schreibt das Handelsblatt. Auch in der Regierung ist man skeptisch: Der Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Björn Sänger, sprach in der Zeitung von einer "großen Erwartungshaltung an den Vorstand", weil die vom Bund gehaltenen Anteile an der Commerzbank zumindest ohne Verlust wieder privatisiert werden müssten.

Die Bank machte ihren Investoren auf der Bilanzpressekonferenz wenig Hoffnung auf schnelle Erfolge. "Wir haben 2012 die Voraussetzungen geschaffen, um die Bank neu auszurichten. Bis 2016 soll der Umbau abgeschlossen sein. "Der Weg ist lang", sagte Blessing. In diesem Jahr würden die Erträge erst einmal von den niedrigen Zinsen und dem weiteren Abbau des Immobilien- und Schiffskreditgeschäfts belastet, teilte das Unternehmen mit. Zugleich seien erneut leicht steigende Rückstellungen für faule Kredite zu erwarten.

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