Commerzbank:Fusion? War da was?

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Die Commerzbank, hier eine Filiale in Frankfurt, sieht keinen Anlass, ihren Sparkurs zu verschärfen.

(Foto: Jan Huebner/imago)

Nach Absage der Fusion mit der Deutschen Bank bemüht sich die Commerzbank um Normalität. Man könne auch alleine leben. Die Alltagsprobleme aber bleiben bestehen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

So weit wie im Herbst 2016 wollten sie im Marketing der Commerzbank dieses Mal offenbar nicht gehen. Als seinerzeit schon einmal Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank gescheitert waren, schrieb die Commerzbank in unmissverständlicher Anspielung in Anzeigen und auf Litfaßsäulen: "Es gibt eine deutsche Bank, die an Ihrer Seite bleibt". Die Deutsche Bank war gerade dabei, bundesweit fast 200 Filialen zu schließen. Die Commerzbank, so die klare Botschaft, denke gar nicht daran, dabei mitzumachen.

Als die Bankenfusion nun nach Ostern erneut scheiterte, gab man sich indes freundlicher. "Kann ja nicht alles so perfekt zusammenpassen wie unser kostenloses Girokonto und das Startguthaben. Wir bleiben so, wie Sie uns kennen", vermeldet die Commerzbank in ihren Anzeigen.

Fusion? War da was? Nicht nur bei der Deutschen Bank, auch bei der Commerzbank gibt man sich derzeit alle Mühe, den Anschein zu erwecken, als sei da nicht viel gewesen. Weder sechs Wochen intensiver Gespräche, noch Geraune von Befürwortern, das Ganze sei quasi alternativlos, weil die Exportnation Deutschland andernfalls zur bankenfreien Zone verkomme.

Commerzbank-Finanzchef Stephan Engels jedenfalls ließ die geplatzte Fusion am Mittwoch zunächst komplett unter den Tisch fallen, als er die Zahlen des ersten Quartals vorstellte. Erst auf Nachfrage betonte er, wie gut die Commerzbank auch alleine weiterleben könne. Dies sei immer eine Alternative gewesen, und das bleibe auch so. "Die vergangenen 150 Jahre hat das gut alleine funktioniert." Von den Kunden bekomme die Bank dazu derzeit "wahnsinnig viel positives Feedback".

Es klopfe derzeit niemand an, der die Commerzbank übernehmen will

Die Fusionsgespräche seien hingegen nicht gerade ein Umsatztreiber gewesen, sagte Engels ironisch. Die Bank habe aber auch nicht reihenweise Kunden verloren. Auf die Frage, ob nun andere europäische Banken wie die ING oder die Unicredit anklopfen würden, um die Commerzbank zu übernehmen, sagte er: "Ich höre hier nichts klopfen, und wenn es geklopft hätte, dann müsste ich Ihnen das sagen."

Spekulationen, die Commerzbank könne übernommen werden, hatten aber immerhin dafür gesorgt, dass die Bank seit Jahresanfang einen Kursgewinn von 35 Prozent vorzeigen konnte - mehr als jede andere große Bank in Europa.

Die Alltagsprobleme des Geldhauses, dessen größter Anteilseigner mit gut 15 Prozent der deutsche Staat ist, sind freilich nicht verschwunden. Zum Jahresauftakt 2019 führten sinkende Erträge und eine höhere Steuerlast zu einem Gewinneinbruch. Unter dem Strich verdiente das Institut im ersten Quartal 120 Millionen Euro und damit mehr als die Hälfte weniger als ein Jahr zuvor (262 Millionen Euro). Damit kommt die Commerzbank gerade mal auf eine Eigenkapitalrendite von knapp zwei Prozent - zu wenig, um dauerhaft stabile Rücklagen bilden zu können.

Den Sparkurs will die Bank dennoch nicht verschärfen, weitere Stellenstreichungen oder Filialschließungen müssen Mitarbeiter und Kunden also nicht befürchten. "Unsere Kostenziele bleiben unverändert", sagte Engels. Man habe sich daher auch nicht angesprochen gefühlt, als Felix Hufeld, Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, am Vortag die hohen Kosten der heimischen Kreditinstitute kritisiert hatte. Mit einer Kosten-Ertragsrelation von 72 Prozent fühle man sich wohl, sagte Engels. Allerdings: Rechnet man etwa die Bankenabgabe mit ein, kommt die Commerzbank auf eine Kostenquote von 85 Prozent, ein Niveau, das Hufeld als problematisch bezeichnet hatte - ohne freilich die Commerzbank dabei zu nennen.

Bei genauerem Hinsehen aber steht die Bank dann doch noch besser da, als manch einer in der Finanzbranche gemutmaßt hatte, nachdem sich Commerzbank-Chef Martin Zielke frühzeitig als Befürworter der Fusion positioniert hatte. Für viele Experten hatte es zunächst den Anschein, Zielke wolle sich in eine Fusion retten, weil die Lage womöglich schlimmer sei als bekannt. Der Gewinnrückgang aber war nun sogar geringer, als von Analysten befürchtet. Und immerhin gelang es der Commerzbank trotz Fusionsgesprächen, neue Kunden anzuziehen - nicht nur im Privatkundengeschäft, sondern auch im zuvor schwächelnden Geschäft mit größeren Firmenkunden. Der bereinigte Zinsüberschuss, der wichtigste Ergebnisbringer, kletterte um elf Prozent. Außerdem musste die Commerzbank kaum etwas für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen, weil sich die Konjunktur in Deutschland trotz Handelskriegs und Brexit als robust erwies.

Im Herbst wollen die Chefs der Commerzbank nun eruieren, wie es nach ihrer sogenannten "Strategie 2020" weitergeht. Dazu müsse man aber noch um ein wenig Geduld bitten, sagte Engels.

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